„Das Turnier ist mein Lebensprojekt“

von Redaktion

Iphitos-Boss Tross über die BMW Open, Sinner und Allianz-Arena-Visionen

Eine Lederhose für den Champion: Iphitos-Präsident Fabian Tross mit Vorjahressieger Jan-Lennard Struff. © IMAGO/Lackovic

München – 16 Jahre ist es her, dass Dr. Fabian Tross in den Vorstand des MTTC Iphitos rückte. Seitdem hat sich einiges getan – im Verein und beim Turnier, den BMW Open, das der Tennis-Club gemeinsam mit der Veranstalteragentur MMP ausrichtet, und das dieses Jahr erstmals in der höheren „500er-Kategorie“ (bisher 250) des Weltverbandes ATP ausgetragen wird. Ab 12. April schlagen Topstarts wie Alexander Zverev und Taylor Fritz in München auf. Kaum vorstellbar, dass das Event am Anfang fast vor dem Aus stand.

Herr Tross, das komplette Spielerfeld war noch nicht offiziell, aber das Turnier schon Monate vor dem Start ausverkauft. Hätten Sie das erwartet?

2024 waren wir erstmals über alle neun Tage ausverkauft. Wir hatten ein Plan, wie wir mit der neuen Zuschauerkapazität von 6000 Plätzen auf dem temporären Center Court vielleicht in den nächsten Jahren irgendwann wieder ausverkauft sein könnten. Dass es so schnell geht, konnten wir gar nicht glauben. Es ist eine Bestätigung, dass wir auf das richtige Pferd gesetzt haben.

Möglich wurde die Hochstufung unter anderem, weil der österreichische Veranstalter Florian Leitgeb sein bisheriges 250er-Turnier Lyon aufgegeben hat und als Co-Lizenz-Halter zum Team gestoßen ist. Wie ist seine Rolle?

Genau, wir durften nur ein 500er-Turnier werden, wenn ein anderes 250er-Turnier verschwindet. Florian hat eine Minderheitsbeteiligung und engagiert sich konzeptionell im Turnierbeirat. Er bringt sich mit seinem Know-How ein und wir sind in regelmäßigem Austausch. Er ist ein toller Partner, weil er ein Tennisherz hat und kein externer Investor, der morgen Rendite sehen will. Sein Vater Ronnie war ein Visionär in der Tennis-Szene. Dieses Erbe will er fortführen.

Sie haben den neuen Center Court angesprochen. Wie gefällt das Übergangsstadion dem Präsidenten?

Richtig gut. Ich bin positiv überrascht, wie hochwertig das alles geworden ist, da kommt echtes Stadionflair auf. In der neuen 500er-Kategorie sind wir langfristig verpflichtet, ein Dach zu bauen. Das ist bei einem temporären Aufbau technisch nicht umsetzbar. Sonst würden wir gar kein festes, neues Stadion auf der Anlage bauen.

Bei so großen Änderungen – wie viel interne Club-Hürden gibt es?

Wie in jedem Verein gibt es auch bei uns viele Meinungen. Aber, und das ist entscheidend: keinen Widerstand. Der Verein steht hinter unserer Entwicklung, hat aber verständlicherweise Interesse, mitzugestalten. Deswegen haben wir ein 15-köpfiges Kompetenzteam durch alle Berufs- und Altersklassen gebildet. Am Ende ist es wichtig, dass die Mitglieder das Turnier lieben, sonst ziehen sie nicht mit. Wir versuchen dafür Anreize zu schaffen. Dieses Jahr gibt es beispielsweise eine Extratribüne für Iphitos-Mitglieder – mit der Möglichkeit, Dauerkarten zum halben Preis zu erwerben.

Jannik Sinner, die Nummer eins der Welt, hätte Ihr Spielerfeld veredelt. Der Südtiroler hatte auch zugesagt, darf aber wegen einer Dopingsperre nicht spielen. Wie sehr schmerzt das?

Die Story mit ihm und uns ist verhext. Wir haben ihn zum dritten Mal verpflichtet, aufgeschlagen hat er aber noch nie. Beim ersten Mal hat er noch am Sonntag davor Finale in Barcelona gespielt und wegen Erschöpfung abgesagt. Da war Sinner noch Nummer 15 der Welt, wir wollten ihn aber da schon unbedingt. Im nächsten Jahr hat er wieder zugesagt – aber Covid kam dazwischen. Dass es jetzt wieder nicht klappt, ist super schade, weil unser Spielerfeld natürlich auch ein Stück weit um ihn herum aufgebaut war.

Also „Vier gewinnt“ 2026?

Wir werden kommendes Jahr sich einen neuen Anlauf starten, ja.

Gibt‘s noch die Hoffnung auf einen Coup 2025? Novak Djokovic und Daniil Medwedew haben noch nicht gemeldet in dieser Turnierwoche…

Wir haben noch eine Wildcard und sind in Gesprächen. 2,3 interessante Spieler sind ja in Monte Carlo recht früh ausgeschieden und benötigen daher vielleicht noch etwas Sandplatz Spielpraxis. Auch Jack Draper würde uns gut zu Gesicht stehen, er war ja letztes Jahr schon bei uns und hat sich wohlgefühlt.

Sinner, Zverev, Djokovic – hätten Sie sich vor 16 Jahren erträumt, von welchen Namen wir heute sprechen?

Nein, nicht annähernd. Als ich damals zusammen mit Peter Bosch den Vorstand übernommen habe, war der Club ein Sanierungsfall, wir hatten kaum mehr Mitglieder und haben Verlust gemacht. Auch das Turnier war ein Sanierungsfall. Wir hatten Sorge, wie wir das nächste Jahr überhaupt stemmen sollen. Der Club war unsere erste Prämisse, das Turnier ist nur mitgelaufen. Dann haben wir einen Stein auf den anderen gesetzt, vor zehn Jahren den Veranstalter hin zu MMP gewechselt und das Engagement mit BMW ausgeweitet. Am Ende waren wir ein 250er-Turnier mit drei Top-Ten-Spielern, die Ebene war ausgereizt, mehr ging nicht. Wir waren bereit für den nächsten Schritt. Außerdem: Ein Weltkonzern wie BMW will natürlich auf der großen Bühne spielen.

Klingt alles nach viel Arbeit für ein Ehrenamt…

Ich war als Zehnjähriger erstmals als Ballkind dabei. Die BMW Open sind für mich Familie und mittlerweile ein Lebensprojekt. Ich hätte es nicht verkraften können, wenn das Turnier stirbt. Der Zeitaufwand war letztes und dieses Jahr natürlich schon recht erheblich, aber das Ergebnis und der Spaß an der Sache rechtfertigen den Einsatz. Wer Visionen entwirft, der geht auch Verpflichtungen ein und kann sich nicht plötzlich wieder rausnehmen.

Apropos Visionen. Ab jetzt haben Sie wieder zehn Jahre Zeit bis zum nächsten Wechsel in die 1000er-Kategorie.

Dann spielen wir in der Allianz Arena (lacht).


INTERVIEW: MATHIAS MÜLLER

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