Vierter Heimsieg in Folge also, Sprung auf Tabellenplatz 9 – die Bewohner Giesings gewöhnen sich gerade wieder daran, dass im Grünwalder Stadion gejubelt wird, und zwar vom Heimteam, das seine beste Phase seit Langem erlebt und den Klassenerhalt zu 99 Prozent in der Tasche hat. Viele Fans würden die Saison gerade gerne verlängern – weil dann nach oben vielleicht noch was gehen könnte. Vor allem aber, weil es gerade so richtig Spaß macht, diesen Löwen auf dem Platz zuzuschauen.
Lange her, dass man das zuletzt feststellen durfte. In der Aufstiegssaison mit Bierofka (17/18), in den zwei guten Jahren mit Köllner (20, 21). Patrick Glöckner, der mit seinem Punkteschnitt (1,75) in die Sphären seiner Vorvorgänger vorstößt, hat Eindrucksvolles geleistet in den drei Monaten, die er bald hier ist. Mannschaft aufgeweckt, Abstiegsgespenst verjagt, Heimkomplex beseitigt und eine Spielweise eingeführt, die nicht nur erfolgreich ist, sondern die vor allem dem entspricht, was in Giesing immer schon gut ankommt. Das Team kämpft, rennt und trotzt Rückschlägen. Momentan, so ungewohnt das klingt, treten die Löwen wie eine Spitzenmannschaft auf.
Was zur Frage führt, wozu diese Spätform gut sein könnte außer für das Erreichen des Minimalziels Klassenerhalt. Die Antwort ist natürlich etwas komplexer, es geht schließlich um 1860, den kompliziertesten Verein Deutschlands. Aber, und das dürfte alle Fans freuen: Es gibt Anzeichen dafür, dass die schlimmsten Jahre erst mal überstanden sind. Momentan herrscht Ruhe im Verein, es gibt eine gesicherte finanzielle Basis, die neue Saison betreffend, und vor allem gibt es einen Mann, der im Hintergrund ohne Getöse dabei ist, etwas aufzubauen: Sportchef Christian Werner, der mit seiner Vertragsverlängerung in Vorleistung gegangen ist (trotz lukrativer Angebote aus höheren Ligen). Die 2. Liga ist das logische Ziel. Und die Spieler, das ist unverkennbar, wollen bei dieser Reise dabei sein.
Die aktuelle Mannschaft spielt vielleicht auch deshalb so gut, weil die Achse des Teams gültige Verträge hat, zudem sprechen Alter, Ehrgeiz und Vita bei Männern wie Verlaat, Deniz & Co. dafür, dass sie noch etwas erreichen wollen in ihrem Fußballerleben (anders als bei früheren Teams). Vom aktuellen Stamm gibt es nur vier Spieler, deren Verträge auslaufen (Abiama, Hiller, Guttau, Lucoqui), alle würden gerne bleiben. Der vorzeitige Klassenerhalt versetzt die Löwen also in die Lage, eine funktionierende Einheit punktuell zu verstärken – und dann ab dem Sommer mit Vollgas oben anzugreifen. Kilian Jakob steht als erster Neuzugang fest, weitere Kracher sollen (und werden) folgen. Gut so, denn der Verein, Drittliga-Dino wider Willen, braucht eine Perspektive. Löwen-Tristesse mit leeren Rängen wie Ende 2024 erfreut nicht mal die Anwohner. Und mit sportlichem Erfolg, das lehrt die Erfahrung, lassen sich auch andere Probleme leichter lösen, zum Beispiel die Stadionfrage.