Heiß auf den Klassiker

von Redaktion

Kompany fordert Reaktion, Hamann sieht FCB ausgelaugt

Dortmunds Jamie Gittens machte den Bayern um Konrad Laimer (re.) und Joshua Kimmich (li.) im Hinspiel Probleme. © Hirnschal/IMAGO

München – Wenn der Erste gegen den Achten der Bundesliga spielt, erwartet man selten ein Spitzenspiel. Für Vincent Kompany hat das Duell zwischen Bayern und Dortmund am Samstag (18.30 Uhr, Sky) aber trotz der 27 Punkte Unterschied nichts an seiner Brisanz eingebüßt: „Im Klassiker gibt es eine Geschichte zwischen beiden Vereinen, dieses Spiel ist eine Extramotivation für uns“, sagte der Coach. „Diese Spiele behalten immer die Wichtigkeit. Ich bin irgendwie aufgewachsen mit diesen großen Spielen zwischen Bayern und Dortmund.“

Nach der 1:2-Pleite gegen Inter Mailand am Dienstag fordert der Trainer nun einen anderen Auftritt seiner Mannschaft: „Natürlich wollen wir eine Reaktion zeigen. Das haben wir auch in dieser Saison schon oft gemacht, in diesen Momenten sind wir am gefährlichsten“, sagte Kompany. „Es wird nicht an Motivation und Energie fehlen.“

Auch Thomas Müller will eine Steigerung sehen: „Wir brauchen jeden Punkt, die Meisterschaft ist noch nicht entschieden.“ Ob die Bayern-Legende bei seinem letzten Klassiker von Beginn an aufläuft, wollte Kompany noch nicht verraten: „Ich muss fairerweise sagen, dass es ein wunderschöner Moment für alle war, dass er reinkommt und das Tor schießt. Das ist ein positives Erlebnis, das wollen wir in die nächsten Spiele mitnehmen“, erklärte der Trainer vielsagend und ließ offen, ob Müllers Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 ihn für einen Startelf-Einsatz qualifiziert. Einen Fehler bei seiner Aufstellung, in der er Raphael Guerreiro starten ließ und den Angreifer erst in der 74. Minute einwechselte, sah er jedenfalls nicht.

Geht es nach Didi Hamann, dann wird die dünne Personaldecke Bayern zum Verhängnis. „Dass die Bayern aufgrund der Verletzungen nun immer mit der selben Mannschaft spielen, hilft nicht. Körperlich ist das Team am Anschlag“, sagt der Sky-Experte im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mit Torhüter Manuel Neuer (Muskelfaserriss in der Wade), Alphonso Davies (Kreuzbandriss), Dayot Upamecano (Knie-OP), Hiroki Ito (erneuter Mittelfußbruch) und Jamal Musiala (Muskelbündelriss im hinteren Oberschenkel) fehlen den Münchnern ausgerechnet in der titelentscheidenden Saisonphase zahlreiche Stützen. Aufgrund der Personalnot hat Trainer Kompany, dessen intensiver Spielstil auch an die Substanz geht, kaum mehr Optionen zur Rotation. Innenverteidiger Minjae Kim, den seit Oktober eine Achillessehnenentzündung und zuletzt eine Erkältung plagte, muss beispielsweise angeschlagen spielen.

„Körperlich machen die Bayern nicht den frischsten Eindruck“, findet Hamann. Nach der Pleite gegen Inter droht der Traum vom Königsklassen-Sieg am 31. Mai im „Finale dahoam“ zu platzen. Immerhin die Bundesliga-Schale ist nach der titellosen Vorsaison wieder zum Greifen nah. Hamann: „Sie müssen beißen. Mit vereinten Kräften müssen sie es schaffen, Meister zu werden.“ Bei sechs noch verbleibenden Spielen haben die Bayern sechs Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Leverkusen, zudem ein um 25 Treffer besseres Torverhältnis. „In der Bundesliga sind die Bayern nach wie vor in einer sehr guten Position. Aber das kann sich schnell drehen“, warnt Hamann.
P. KESSLER, V. TSCHIRPKE

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