Bayern-Bosse kontern Hoeneß

von Redaktion

Das Festgeldkonto und Müllers Abschied werden widersprüchlich bewertet

Uneinig bei der Frage, wie finanzstark Bayern ist: Hoeneß (li.) und CEO Dreesen (mi.). © Maul, Feil/Imago

München – Toni Kroos konnte sich einen Seitenhieb schon vor einer Woche nicht verkneifen. „Zu viele Köche verderben den Brei“, schrieb der Ex-Profi damals auf der Plattform X und dürfte sich seit Samstag nur noch mehr bestätigt sehen. Schließlich versucht der FC Bayern aktuell in gleich zwei hoch diskutierten Themen die Deutungshoheit zu gewinnen: Es geht um das Festgeldkonto und das Aus von Thomas Müller.

Nur: Die Verantwortlichen, in Gestalt von Sportvorstand Max Eberl, CEO Jan-Christian Dreesen und Ehrenpräsident Uli Hoeneß, haben sich dabei allein in den vergangenen acht Tagen mehrfach widersprochen. Schließlich hängen beide Entscheidungen zusammen: Das Festgeldkonto, einst der große Trumpf des Rekordmeisters, ist in den letzten Jahren erheblich geschmolzen. Darüber, wie viel nun noch da ist, gibt es verschiedene Ansichten. Uli Hoeneß erklärte in einem Interview mit der Welt am Sonntag: „Der FC Bayern muss ganz klar sparen. Von unserem Festgeldkonto ist nicht mehr viel da. Wir müssen wirtschaftlich umdenken“ Diese Aussage konterte Vorstandschef Dreesen am Samstag bei „Sky“: „Es ist genug drauf – für wen es auch immer reichen mag.“ Bezogen waren diese Aussagen auf einen möglichen Transfer von der Größenordnung eines Florian Wirtz, der laut Hoeneß für den FC Bayern jedoch „im Moment kein Thema“ sei.

Die Finanzen des FC Bayern sind aber nicht nur in Transferfragen entscheidend, sondern auch im Zuge des Müller-Aus‘ relevant. Vergangene Woche sagte Max Eberl im „Doppelpass“: „Es hat nichts Finanzielles damit zu tun, das muss man ganz ehrlich sagen. Und auch sportlich ist es nicht das alles Entscheidende.“ Vielmehr sei es um die Kaderplanung gegangen, bei einem möglichen Wirtz-Transfer wäre Müller schließlich nur noch dritte Wahl auf der Zehn. Hoeneß bestätigte zwar den Aspekt der Kaderplanung, widersprach allerdings in der Finanzfrage: „Wenn die wirtschaftliche Situation des FC Bayern noch die wäre wie vor, sagen wir, drei Jahren, wäre die Entscheidung im Fall Müller vielleicht anders ausgefallen.“

Dreesen reagierte darauf am Samstag nicht unbedingt zustimmend: „Es war eine sportliche Entscheidung von Max Eberl und Christoph Freund zusammen mit dem Trainer.“ Eberl ergänzte nach Abpfiff in der Allianz Arena: „Es war eine sportliche Entscheidung. Rein sportlich.“

Auch wenn die Kaderplanung logischerweise auf sportlichen Entscheidungen basiert, widersprach Eberl damit so seiner eigenen Aussage aus dem „Doppelpass“ – und eben Hoeneß. Dreesen wiederum wurde konkreter und erklärte, dass es Gespräche „einmal mit dem Trainer und einmal ohne den Trainer“ vor der Müller-Entscheidung gegeben habe.
VINZENT TSCHIRPKE

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