So wird das nichts in Mailand

von Redaktion

Fehlerflut beim 2:2 gegen BVB sorgt für Münchner Frust

Konnte nicht zufrieden sein: Trainer Kompany. © Imago

Olise und Co. nutzten zahlreiche Chancen nicht. © Imago

München – Es hätte schlimmer kommen können: Beim Klassiker gegen Dortmund lief bereits die 90. Minute, als Pascal Groß plötzlich alleine auf Jonas Urbig stürmte, der Dortmunder setzte seinen Lupfer aber knapp über das Tor. Somit blieb es beim 2:2 (0:0), der FC Bayern hat den Matchball zur Meisterschaft vergeben – Leverkusen ließ beim 0:0 gegen Union Berlin zuvor Punkte liegen. Ein Sieg gegen den BVB und damit acht Punkte Vorsprung auf Bayer wären wohl der sichere Titel gewesen bei noch fünf ausbleibenden Spielen.

Zwar dürfte das nun weiter bei sechs Punkten liegende Polster im Normalfall auch zur deutschen Meisterschaft reichen, die Partie gegen Dortmund und speziell die Szene in der 90. Minute verdeutlichten aber, was derzeit beim Rekordmeister schief läuft: Zu viele individuelle Fehler kosten Punkte, zu naives Verteidigen sorgt für Großchancen aus dem Nichts. Gegen die Schwarz-Gelben lupfte Groß über das Tor, im Viertelfinal-Hinspiel nutzte Inter Mailand dagegen die große Lücke, die ihnen die hoch aufgerückte Bayern-Defensive ermöglichte. Kurz vor Schluss traf dort Davide Frattesi zum 2:1 – in beiden Szenen reichte ein langer Ball.

„Man kann Inter und Dortmund eigentlich in einen Topf werfen. Wir belohnen uns momentan nicht. Dann werden wir mit der ersten Aktion des Gegners bestraft“, monierte Max Eberl nach Abpfiff. Auch die Dortmunder Führung fiel nach einem individuellen Fehler, Minjae Kim ließ Gegenspieler Maxi Beier ohne Gegenwehr zum Kopfball kommen. „Das ist ein Fehler. Er verliert den Gegenspieler aus den Augen, hat ihn hinter sich – und der macht es schlau und köpft ein“, erklärte Eberl. Torschütze Beier sagte im „Sportstudio“ schmunzelnd über seinen Treffer: „Dass er mich so frei lässt, hätte ich selber nicht gedacht.“

Auch Joshua Kimmich war mit den Leistungen in beiden Spielen unzufrieden. „Es war ein bisschen wie in der Champions League. Momentan schaffen wir es nicht, effizient zu sein. Und wir verteidigen nicht gut genug“, kritisierte der Sechser. Während der Partie schimpfte er mehrmals lautstark mit seinen Mitspielern, nahm später aber auch die Offensive in die Pflicht: „Wir machen es uns oft zu schwer, weil wir nicht effizient genug sind. Wir hatten wieder eine Vielzahl an Chancen. Trotzdem gehen wir mit einem 0:0 in die Pause. Wir müssen erwachsener werden.“

In der Tat hatten Michael Olise, Harry Kane und Josip Stanisic beste Chancen für ein Führungstor. Doch auch nachdem die Partie gedreht war, verpasste es der Rekordmeister, den Deckel draufzumachen. „Zu Beginn der Saison haben wir unsere Chancen genutzt und oft früher Tore gemacht. Dann kommt man in den Flow, das hätte uns auch in der Champions League geholfen. So bleiben die Spiele immer offen, das macht sie intensiv.“ Glaubt Kimmich mit einer ähnlichen Leistung an ein Weiterkommen gegen Inter? „Wenn wir wieder so viele Chancen liegen lassen, dann nicht.“

Hilft also nur Zielwasser? „Wenn es das Getränk gäbe, würde ich es gerne mitnehmen“, sagte Eberl mit einem Lachen. „Wir müssen genauso spielen wie heute, aber unsere Chancen nutzen.“
V. TSCHIRPKE

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