„Das ist deutlich zu wenig“

von Redaktion

Kimmich vermisst die Effizienz im FCB-Spiel, glaubt aber an den Meistertitel

Joshua Kimmich legte den Finger in die Wunde. © Kara/Imago

München – Joshua Kimmich kann nicht nur auf dem Platz unangenehm sein. Auch abseits des Rasens legt Bayerns Mittelfeldspieler gerne den Finger in die Wunde – sofern es aus seiner Sicht der Mannschaft dient. Dieses Gefühl hatte der 30-Jährige offenbar nach dem bitteren Viertelfinal-Aus gegen Inter Mailand. Obwohl die Verantwortlichen um Max Eberl sehr darum bemüht waren, den zweifelsfrei kämpferisch starken Auftritt der verletzungsgeplagten Mannschaft im San Siro in ein positives Licht zu rücken. „Ich sage, dass nicht die bessere Mannschaft weitergekommen ist, sondern die glücklichere Mannschaft. Wir waren in beiden Spielen für mich die bessere Mannschaft“, so der Sportvorstand.

Kimmich sprach nach dem 1:2 und 2:2 indes Klartext. „Wenn wir uns die letzten sieben oder acht Spiele anschauen, dann haben wir nur zwei oder drei davon gewonnen. Das ist deutlich zu wenig“, sagte der Führungsspieler. Neben den K.o.-Duellen mit Inter konnten die Bayern zuletzt auch in der Meisterschaft nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren. Vergangenen Samstag kam das Team von Trainer Vincent Kompany im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund nicht über ein 2:2 hinaus. In den Wochen zuvor gab es unter anderem ein 1:1 gegen Union Berlin und ein 2:3 gegen den VfL Bochum. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Bayern waren in fast allen genannten Partien die spielbestimmende Mannschaft.

„Wir müssen aus den Vorteilen, die wir uns erspielen, auch das Ergebnis ziehen“, forderte Kimmich. „Das ist das, was uns momentan extrem abgeht, dass wir es da einfach schaffen müssen, das Übergewicht auch in positive Ergebnisse umzumünzen.“ Vor allem in Sachen Chancenauswertung hatte der FCB zuletzt Luft nach oben.

Trotzdem erkennt Kimmich auch eine Weiterentwicklung im Vergleich zur titellosen Vorsaison unter dem eigenwilligen Ex-Bayern-Coach Thomas Tuchel. „Wenn man sieht, wo wir herkommen, dann bin ich davon überzeugt, dass wir auf einem guten und richtigen Weg sind“, stellte der DFB-Kapitän klar. „Trotzdem müssen wir noch viele Sachen anpassen und verbessern. Der Trend ist jetzt nicht sehr gut.“

In der Bundesliga sind die Bayern aber nach wie vor in einer aussichtsreichen Position. Fünf Runden vor Schluss liegt der FC Bayern sechs Punkte vor Titelverteidiger Bayer Leverkusen. „Wir müssen in der Meisterschaft mindestens drei Spiele gewinnen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir das tun werden“, so Kimmich vor dem Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) bei Abstiegskandidat Heidenheim. Aber er warnte auch: „Wenn wir die Meisterschaft wieder nicht holen, ist das eine schlechte Saison.“

Der große Traum vom Champions-League-Titel im Finale dahoam am 31. Mai in München sei zwar „geplatzt“, gab auch Sportdirektor Christoph Freund auf der Pressekonferenz am Freitag zu. Der Österreicher ist sich allerdings sicher: „Ich glaube nicht, dass sich die Mannschaft runterziehen lässt. Es gibt zwei Aspekte: Die Leistung – die war in den letzten Wochen sehr okay – und das was rausgekommen ist: Das haben wir nicht geschafft. Trotzdem ist die Mannschaft auf einem guten Weg. Wir haben ein großes Ziel in den nächsten Wochen: Den Titel in der Bundesliga zurückholen.“ Hier sind sich Kimmich und die Bosse einig.
P. KESSLER, V. TSCHIRPKE UND

H. RAIF

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