ZUM TAGE

Die Bayern treten auf der Stelle

von Redaktion

Nach dem Aus in der Königsklasse

Die Erkenntnis aus dem Mailänder Dauerregen flog nach dem Champions-League-Aus mit nach München: Stand April 2025 ist der FC Bayern in Europa keine Spitzenmannschaft. Ein Ist-Zustand, der keine Momentaufnahme ist.

Das 2:2 im Champions-League-Rückspiel bei Inter hätte anders ausgehen können, mangelnden Willen und fehlenden Kampfgeist kann man dem Team von Vincent Kompany nicht vorwerfen. Die fairen Gratulationen an Mailand waren vor allem begleitet von der Erkenntnis, dass die richtige Mannschaft im Halbfinale steht. Die nämlich, die sich seit den letzten beiden direkten Duellen in der Gruppenphase 2022 (2:0/2:0 aus Bayern-Sicht) weiterentwickelt hat, während der FC Bayern seitdem höchstens auf der Stelle tritt.

Ein Finale in München ohne den Gastgeber kann niemanden wirklich überraschen. Die Flut an Verletzungen war bitter. Und trotzdem fehlt dem Rekordmeister deutlich mehr zur Strahlkraft, mit der er sich lange auf der europäischen Bühne bewegt hat. Vier Niederlagen in der Champions-League-Spielzeit sprechen für sich, Euphorie kam nie auf. Abgesehen vom eindeutig gewonnenen Duell mit Leverkusen bleibt aus den vergangenen acht Monaten daher wenig – und das ist für die Analyse essenziell.

Ein „Learning“ forderte Sportvorstand Max Eberl aus dem enttäuschenden Abschneiden. Das allerdings muss auf allen Ebenen stattfinden. Auf dem Platz fehlt es punktuell an Qualität, vor allem aber mangelt es an Kaltschnäuzigkeit und Wettkamphärte. Und in der Etage darüber war es in den vergangenen Jahren viel zu turbulent, um ein ruhiges Arbeiten zu ermöglichen. Wo eine gemeinsame Sprache fehlt, wo der dritte Trainer binnen drei Jahren an der Seitenlinie steht, ist es schwer, auf dem Platz Großes zu errichten.

Dass der große Knall heuer ausfällt, dass man weiter auf Kompany setzt – der übrigens noch in der Kabine die passenden Worte gefunden hat –, ist daher richtig. Und trotzdem sollte die interne Analyse anders ausfallen als die Schönrederei nach Schlusspfiff. Was ansonsten passiert, kann man am mahnenden Beispiel der deutschen Nationalmannschaft sehen. Erst das dritte desaströse Turnier hintereinander führte beim DFB dazu, mal das Grundsätzliche ins Visier zu nehmen.

dr.hanna.raif@ovb.net

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