„Mit voller Wucht“ in die NHL-Playoffs

von Redaktion

Drei Deutsche spielen um den Stanley Cup

München – Tim Stützle ist mit seinen 23 Jahren bereits ein großer Star des Eishockeys, doch mit Playoffs hatte er bislang nichts zu tun. 2020, als er noch in der DEL spielte, wurde die Saison wegen der Corona-Pandemie nach der Hauptrunde und ohne einen Meister beendet, danach wechselte er zu den Ottawa Senators in die NHL. „Wir sind durch extrem schwere Zeiten gegangen, von meinen fünf Jahren waren vier nicht einfach.“ Regelmäßig verpasste der Club die Playoffs, Stützle flog immer schnell heim nach Deutschland und trainierte privat für die nächste Saison. NHL-Spiele waren da weit weg – geografisch und zeitlich, in der Nacht.

2025 haben sich die Senators um ihren Topscorer Tim Stützle endlich einen Playoff-Spot gesichert, es geht nun gegen die Toronto Maple Leafs, das Derby sozusagen, die „Battle of Ontario“. Was ihn erwartet, das muss er aus Gesprächen beziehen mit den Spielern in der Mannschaft, die Playoffs schon mal erlebt haben. Stützle erahnt es: „Das wird ein Grind, jeden zweiten Tag zu spielen.“ Es ist ein Begriff, den man im Eishockey oft hört, halb Fachvokabel, halb Jugendsprache: Ein Grind ist eine Schufterei, man wird geschliffen, muss aufpassen, nicht zermalmt zu werden. „Ein Best of Seven“, so erwartet Stütze es, „ist ein extremer Grind“. Aber man nehme das positiv: „Es ist ein Ansporn, du willst unter diesem Druck performen.“

Ottawa ist ein Team, das nach erfolglosen Jahren neu aufgebaut wurde. Verbessert hat es sich vor allem in der Defensive. Zu den Favoriten auf den Stanley Cup zählen die Senators (noch) nicht. Die anderen beiden Deutschen, die die Playoffs 2025 erreicht haben, spielen in stärkeren Teams, die höher gewettet werden.

Auf Leon Draisaitl (29) richtet sich das Interesse in besonderem Maße. Vorige Saison hatten seine Edmonton Oilers die Hand schon am Cup, sie lieferten sich mit den Florida Panthers eine Finalserie, die sie denkbar knapp verloren (Spiel sieben, 1:2). Draisaitls Saison 2024/25 war erneut fantastisch, wahrscheinlich wird er als bester Spieler der Liga ausgezeichnet werden – doch sein Team spielte launisch, sodass es auswärts in die erste Playoff-Runde (traditionell gegen die Los Angeles Kings) starten muss. Allerdings: In den vergangenen Wochen hatten die Oilers massive Personalsorgen. Connor McDavid und Leon Draisaitl, beide Superstars verletzten sich, der Deutsche sogar zweimal. Allerdings ging Coach Kris Knoblauch kein Risiko ein, nahm McDavid nach einem fulminanten Comeback (in drei Spielen neun Torvorlagen) wieder aus dem Team und ließ Draisaitl trotz dessen bekannter „Schmerztoleranz“ bewusst pausieren. Trotzdem wurde der 52-Tore-Mann und MVP von 2019/20 nicht mehr von der Spitze der Torjägerliste verdrängt.

„Ich bin überzeugt, dass Leon den Stanley Cup einmal gewinnen wird“, sagt Tim Stützle über den sechs Jahre älteren Landsmann, der das Leitbild für seine eigene Karriere ist. Der letzte deutsche Spieler, der die Trophäe hochstemmte und in der Heimat präsentieren durfte, war 2022 der Augsburger Nico Sturm. Damals hatte ihn die Colorado Avalanche kurz vor den Playoffs verpflichtet (von den Minnesota Wild), nun nahmen die Florida Panthers, der Stanley-Cup-Gewinner von 2024, ihn unter Vertrag. In der Zwischenzeit spielte Sturm für die San Jose Sharks. „Florida ist eine gute Mannschaft, die sich durch Nico noch einmal verbessert hat“, meint Tim Stützle.
G. KLEIN

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