Zeigte wenig großes Tennis, aber Kämpferherz: Alexander Zverev. © Hoppe/dpa
München – Viertelfinal-Krimi mit Happy-End für Alexander Zverev! Im Match gegen den Niederländer Tallon Griekspoor (6:7, 7:6, 6:4) sah die Nummer eins der Setzliste der BMW Open am Freitag beim Stand von 3:5 im zweiten Satz schon wie der sichere Verlierer aus. Doch Zverev kämpfte sich vor den Augen von Freundin Sophia Thomalla (35) zurück – auch dank der Hilfe der Fans. „Sie haben mich heute getragen. Ich bin einfach froh, dass ich dieses Match gewonnen habe.“
Dabei ließ er sich in der entscheidenden Phase des zweiten Satzes (5:5) auch nicht von beleidigenden Worten („Du scheiß Frauenschläger“) eines Zuschauers irritieren. Zverev machte trotz des Zwischenrufs den Punkt und schickte einen bösen Blick in Richtung Tribüne. Dort entwickelte sich erst ein Disput mit Teilen des Publikums und dann mit der Security, die den akkreditierten Gast souverän vom Gelände des MTTC Iphitos warf. Nach Informationen unserer Zeitung kam es dabei auch zu Handgreiflichkeiten.
„Es gibt immer ein, zwei Idioten im Stadion, das ist kein Problem. Die Zuschauer waren heut unfassbar“, sagte Zverev, der sich in der Vergangenheit mit entsprechenden Vorwürfen von zwei seiner Ex-Freundinnen ausgesetzt sah. Ein von Brenda Patea, Mutter seiner Tochter, angestoßener Prozess wurde vergangenen Juni eingestellt. Für Zverev die Bestätigung seiner Unschuld. Laut Strafprozessordnung besteht diese Vermutung auch fort, ein Urteil hat das Gericht aber nicht gefällt.
Im Halbfinale triff die deutsche Nummer eins am Samstag auf Fabian Marozsan, der Zizou Bergs mit 6:3, 7:6 (7:5) bezwang. Zverev geht gestärkt in dieses Duell. Der Erfolg sei für ihn „extrem wichtig“ gewesen, vor allem „mental“, so der 27-Jährige. „Ich habe oft gesagt, dass sich im Sport vieles sehr, sehr schnell ändern kann. Ich hoffe, das war das Match, nach dem sich meine Saison und meine Form ändert.“
Auch noch im Rennen sind Francisco Cerundolo (26), der nach Jan-Lennard Struff und Alexander Schewtschenko auch dem Belgier David Goffin (6:2, 6:4) keine Chance ließ und der erste argentinische Champion seit David Nalbandian (43) vor 20 Jahren werden könnte.
Und Ben Shelton. Der US-Boy absolvierte gegen den in der Bundesliga für den TC Großhesselohe auflaufenden Italiener Luca Darderi (6:4, 6:3) erst sein elftes ATP-Match auf Sand, kommt auf dem noch ungewohnten Untergrund aber immer besser in Fahrt. „Ich habe mich gut gefühlt, da draußen. Der Belag kommt meinem Spiel entgegen.“ Kurios: Bis vor zwei Jahren hatte der 22-Jährige seinen Reisepass nie benutzt und Amerika nicht verlassen. Jetzt erobert er gemeinsam mit seinem Papa und Trainer Bryan die (Tennis-) Welt.
MATHIAS MÜLLER