Kim (li.) und Upamecano bildeten diese Saison das Innenverteidiger-Duo des FC Bayern. © Boia/Imago
München – Jonas Urbig atmete tief durch, dann brach der Jubel aus ihm heraus. Das 4:0 (3:0) in Heidenheim am Samstag bedeutete nicht nur die richtige Reaktion auf das Champions-League-Aus gegen Inter vergangene Woche, es war für den noch jungen Keeper auch sein erstes Ligaspiel als Münchner, in dem er kein Gegentor kassierte.
Verständlich, dass nach Abpfiff nicht nur Urbig zufrieden war: „In Heidenheim ist es nicht so leicht“, sagte Max Eberl zur Partie. „Dadurch, dass wir so aufgetreten sind, wie wir aufgetreten sind – von Anfang an das Spiel gewinnen wollend – sind wir wieder einen Schritt näher dran an der Meisterschaft.“
Nach dem 1:1-Patzer von Leverkusen gegen St. Pauli lässt sich sogar festhalten: Diese Meisterschaft ist dem Rekordmeister kaum mehr zu nehmen, bei acht Punkten Vorsprung und noch zwölf zu vergebenden Zählern ist zumindest dieser Titel quasi sicher. Mit diesem Wissen lässt sich auch die Kaderplanung für die neue Saison leichter gestalten – und nachdem es in den letzten Wochen quasi nur noch um Florian Wirtz ging, hat der Rekordmeister nun ein weiteres Ziel ausgemacht: einen unumstrittenen Abwehrboss in der Viererkette.
Nach Informationen unserer Zeitung ist man innerhalb des Vereins schließlich unzufrieden mit den Defensivleistungen in dieser Saison. Zu oft ging der FC Bayern in wichtigen Spielen in Rückstand oder brachte Führungen nicht über die Zeit. Dass Urbig erst nach sechs Bundesligapartien erstmals ohne Gegentor blieb, passt – auch wenn er daran keine Schuld trägt – ins Bild. Darüber, wer die Abwehr anführen soll, herrscht bislang allerdings noch Uneinigkeit. Schließlich hat sich Dayot Upamecano in dieser Saison stabilisiert und vor seiner Verletzung überzeugt.
Es gibt aber auch Zweifel im Verein, ob der Franzose die Bayernabwehr der nächsten Zukunft als Leader anführen kann – und bislang ziehen sich die Vertragsverhandlungen. Grundsätzlich passt auch Minjae Kim mit seinem Tempo gut ins hohe Pressing von Vincent Kompany, seine bisherigen sechs Fehler, die zu Gegentoren geführt haben (Höchstwert aller Innenverteidiger in den Top-fünf-Ligen) ist den Verantwortlichen jedoch ein Dorn im Auge.
Weil der Koreaner aber seit Wochen mit Achillessehnen-Problemen spielt und auch eine Bronchitis wegen des vollen Spielplans nicht ausheilen lassen konnte, steht Kim nicht im Zentrum der Kritik. Sollte es ein Angebot für ihn geben, mit dem die Bosse zufrieden sind, wäre man laut „Sky“ zu einem Abgang bereit – das gilt aber logischerweise für viele Spieler. Kompany setzt in dieser Spielzeit jedenfalls konstant auf Kim.
„Es war nie gesundheitsgefährdend. Ich möchte es nicht zu groß machen“, versuchte Eberl nach Abpfiff in Heidenheim die Verletzungsthematik herunterzuspielen. „Aber natürlich hatte er Probleme und konnte nicht wirklich trainieren. Wir haben ihn aber gebraucht.“
Dean Huijsen steht auf der Liste
Ein Kandidat für einen Neuzugang in der Abwehr ist Dean Huijsen vom Premier-League-Club AFC Bournemouth. Dort spielt der 20 Jahre alte Niederländer eine starke Saison und gilt als großes Defensiv-Talent. Für einen möglichen Transfer hätten die Münchner aber große Konkurrenz. Laut „Sky“ steht der Innenverteidiger auch bei zahlreichen anderen Topclubs auf dem Zettel. Seine Ausstiegsklausel liegt demnach bei 60 Millionen Euro.
VINZENT TSCHIRPKE