Bei den „Doping-Spielen“ wäre er ein Held: Dem Kanadier Ben Johnson wurde sein Olympia-Gold von 1988 aberkannt. © dpa
Berlin – Es waren die größten Skandale der Sportgeschichte: Ben Johnsons gedopter Olympia-Lauf 1988 über 100 Meter. Lance Armstrongs sieben Tour-de-France-Siege, erreicht mit Epo, Testosteron & Co. Für die Macher der Enhanced Games sind diese Sportbetrüger Vorbilder, Leistungssteigerung dank Medizin ist hier das Prinzip. Enhanced Games („Verbesserte Spiele“) ist das umstrittene Projekt, jährlich ein weltweites Sportfest mit aufgeputschten Athleten auszurichten. Wie Olympische Spiele, nur mit Doping. Einer der Macher ist der deutsche Milliardär Christian Angermayer. „Der Mensch ist darauf programmiert, den schnellsten Mann oder die schnellste Frau sehen zu wollen“, sagt im US-Magazin „Forbes“: „Wir wollen nicht den schnellsten natürlichen Menschen sehen.“ Angermayer ist unter anderem Mitgründer eines Biopharma-Unternehmens.
22 Rekorde haben die Organisatoren auf ihrer Homepage aufgelistet, wer sie bricht, sahnt ein ordentliches Preisgeld ab. Eine Million Dollar gibt es für neue Bestzeiten über 100 Meter in der Leichtathletik und 50 Meter im Schwimmen. 250 000 Dollar werden bei Rekorden in anderen Diziplinen ausgelobt. „Wir würdigen diese Personen als Pioniere der menschlichen Leistung und erkennen ihre Leistungen als Maßstab für menschliche sportliche Leistungen an, seien sie nun natürlich oder verbessert“, heißt es zu den aufgeführten Rekorden, die in der Welt außerhalb der Enhanced Games entweder stark umstritten sind, oder gar nicht mehr gelten. Dass die Zeiten außerhalb der geplanten Enhanced Games nicht anerkannt sind, wenn sie mit Hilfe unerlaubter Mittel erreicht werden, stört die schwerreichen Macher nicht.
Wenig verwunderlich: Auch die Trump-Familie ist bei dem Projekt dabei. Laut dem „Manager-Magazin“ kennt Angermayer so gut wie kein anderer Wirtschaftsvertreter oder Politiker in Deutschland den Clan des US-Präsidenten, dessen Sohn einer der Investoren ist. „Hier geht es um Exzellenz, Innovation und amerikanische Dominanz auf der Weltbühne – etwas, worum es der MAGA-Bewegung (Make America Great Again) geht“, erklärte Donald Trump Junior bei der Bekanntgabe seines Einstiegs über die Investmentfirma 1789 Capital.
„Mit diesen hochkarätigen Investoren bauen wir etwas Revolutionäres auf – Sport ohne Heuchelei, bei dem die Besten tatsächlich die Besten sein können. Unsere Investoren sehen die Zukunft“, sagte der Präsident der Enhanced Games, Aron D’Souza. Unter seinem Namen auf seinem Instagram-Account steht bei D’Souza: „Auf der Mission, eine neue Super-Menschheit zu schaffen.“
Medizinischer Verantwortlicher für die Athleten ist Dan Turner, Doktor der Humanphysiologie, spezialisiert auf Gesundheit, Verhaltensänderung, Leistungsoptimierung, Ernährung, Biotechnologie, Psychologie und ganzheitliches Heilen, heißt es auf seiner Homepage. Laut „New York Times“ sagte Turner zwar, „dass es absolut nicht der Fall“ sein werde, dass alles akzeptiert werde. Eine Liste mit Mitteln, die verboten sein sollen, gibt es bislang aber noch nicht. Turner bekräftigte demnach, dass Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht genommen werden dürfen.
Die Kritik bringt Doping-Experte Fritz Sörgel auf den Punkt. „Betätigungen athletischer Art sind Zirkus und es werden heutzutage zirkusreife Leistungen erwartet“, sagt im RND-Interview: „Vielleicht wird man versuchen, die 100 Meter bei Männern hochgedopt in 9,5 Sekunden zu laufen. Auch wenn es gesundheitlicher Wahnsinn ist.“
SID