Endspiel für Carlo: Der Sieg im Clásico-Pokalfinale ist wohl die letzte Ausfahrt für den italienischen Maestro. © IMAGO
Hansi will Titel Nummer zwei: Für Flick winkt der nächste Pokal in seiner Debüt-Saison als Barca-Coach. © Imago
Barcelona – Bevor er Carlo Ancelotti ins berufliche Aus schießen kann, schmierte Hansi Flick dem Gran Signore aus Italien noch etwas Honig um den Mund. „Carlo ist einer der besten Trainer der Welt, ein Gentleman“, sagte der Barca-Coach vor dem spanischen Pokalfinale, und er ließ sogar einen Hauch von Mitleid für seinen Kollegen vom Erzrivalen Real Madrid durchblicken: „Ich finde es nicht schön, die Kritik an ihm zu sehen.“
Tatsächlich könnte die Ausgangslage für Flick und Ancelotti vor dem Clásico am Samstag in Sevilla (22.00 Uhr/DAZN) unterschiedlicher kaum sein. Auf der einen Seite ist da der gefeierte Deutsche, der mit Barcelona noch Titel en masse holen kann und kurz vor einer Vertragsverlängerung steht. Und dann ist da Ancelotti, dessen Ende in Madrid immer näher zu kommen scheint – vielleicht schon am Samstag, falls auch die letzte realistische Titelchance platzt. Ein möglicher Nachfolger stünde in Leverkusen-Coach Xabi Alonso längst bereit.
Flick hat an dieser Abschiedsstimmung durchaus Anteil. Im Oktober triumphierte Barca in Madrid mit 4:0, im Januar ließen Hansi und Co. im Supercup-Finale in Saudi-Arabien ein demütigendes 5:2 folgen. Für Flick war dies der erste Titel mit den Katalanen, nun winken noch die Erfolge in Pokal, Meisterschaft und Champions League. Sein Sextuple mit Bayern München im Jahr 2020 wird er indes nicht wiederholen können – für die im Sommer anstehende Klub-WM hat Barcelona sich nicht qualifizieren können.
Gut möglich also, dass Ancelottis Aus schon nach dem Copa-Finale verkündet wird. In Leverkusen wird Geschäftsführer Fernando Carro genau hinschauen, schließlich müsste Meistertrainer Alonso im Falle von Ancelottis Freistellung aus der Deckung gehen. Für Bayer sei es „schon wichtig, dass wir in den nächsten Wochen relativ schnell Klarheit haben“, hatte Carro zuletzt gesagt und betont: „Das weiß Xabi.“
Vorher aber geht es im auf 70.000 Plätze erweiterten Estadio La Cartuja von Sevilla um den Königs-Pokal. Erst zum achten Mal in 123 Jahren und erstmals seit 2014 gibt es einen Clásico im Finale. Die Bilanz spricht für die Königlichen: Madrid gewann vier Clásico-Endspiele (1936, 1974, 2011, 2014), Barcelona hingegen „nur“ drei (1968, 1983, 1990).
Favorit ist in diesem Jahr aber das Flick-Team, das auch in der Liga vier Punkte vor Madrid liegt. „Jetzt kann Barca Ancelotti den Todesstoß versetzen“, schrieb die Zeitung El Mundo Deportivo. Der ehemalige Bundestrainer will davon freilich nichts wissen: „Pokal ist Pokal, und gegen Real ist es immer schwierig“.
Und dann sei da ja auch noch dieser Carlo Ancelotti, der seinen 15. Titel mit Real holen kann – kein Trainer gewann mehr Pokale mit dem Weltklub. „Carlo hat alles gewonnen“, sagte Flick: „Ich habe den größten Respekt vor ihm. Es wird großartig, ihn wiederzusehen.“ Vielleicht aber wird es für beide das letzte Mal. Ob Ancelotti auch im Liga-Clásico am 11. Mai auf der Bank sitzt, hängt auch von Flick ab.
SID