ZUM TAGE

Auf den Plan muss der Beweis folgen

von Redaktion

Sandro Wagners Chef-Ambitionen

Dass viele davon überrascht sind, dass Sandro Wagner seine Assistentenrolle bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aufgibt, ist überraschend, weil: Neulich vor dem Nations-League-Viertelfinale in Mailand erst war Bundestrainer Julian Nagelsmann gefragt worden, ob denn seine Assistenten parallel zu ihm ihre Verträge bis 2028 verlängert hätten. Die Antwort lautete: Benjamin Glück ja, Sandro Wagner nein. Da konnte man sich ausrechnen: Einer der beiden Co-Trainer würde Pläne haben, die über eine solide Laufbahn beim Verband hinausreichen. Nur dass Sandro Wagner dann schon 2025 Schluss macht an Nagelsmanns Seite, das war nicht unbedingt zu erwarten. Deshalb hat die Geschichte einen Neuigkeitswert.

Wie es dazu gekommen ist, kann man nachvollziehen. Allgemeine Annahme war ja, dass Nagelsmann nach der EM 2024 sich wieder in den Vereinsfußball begeben würde; allerdings fand er in seinem Job eine Form der Erfüllung, gesellschaftliche Beachtung und eine positive Work-Life-Balance – Gründe, bereits den zweiten Folgevertrag zu unterschreiben. Sandro Wagner, der Stunden nach der Demission von Hansi Flick im September 2023 im Wolfsburger Ritz-Carlton-Hotel als taktisches Mastermind des Übergangschefs Rudi Völler eingelaufen war, hatte sich wohl schon als baldigen Thronfolger gesehen – doch der Weg ins Bundestrainer-Amt ist auf absehbare Zeit versperrt. Es wäre der Karrieregestaltung nicht dienlich, noch mehrere Jahre auf der doch eher unbemerkt bleibenden Position des Zuarbeiters zu verharren. Zumal der Bundesliga-Trainermarkt eine gewisse Dynamik entwickelt. Im Sommer 2025 werden einige interessante Standorte sich auf der Trainerstelle neu orientieren. Eine feste Zusage soll Sandro Wagner jetzt noch nicht haben, das darf man ihm glauben – aber sein Selbstbewusstsein ist ausgeprägt genug, dass er sich sicher sein kann: Es wird sich für ihn eine attraktive Lösung ergeben.

Dafür, dass Sandro Wagner eine spät in Fahrt gekommene Spielerkarriere hatte und mit seiner Art polarisierte, hat er sich als Trainer eine gute Ausgangsposition geschaffen. Seine TV-Jobs, der Einstieg bei Unterhaching, die Grassroots-Arbeit im DFB – da ist ein Plan erkennbar. Er hat zumindest schon mal den Eindruck erweckt, ein logischer großer Cheftrainer zu sein. Aber auch für ihn gilt: Den Beweis, es zu sein, muss er erst erbringen.

Guenter.Klein@ovb.net

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