Sprachentalent: Alex Hofmann spricht fünf Sprachen fließend. © Privat
Dominator: Marc Marquez gewann auf der Ducati drei der ersten vier Saisonrennen. © IMAGO/NOUSHAD
Jerez – Die MotoGP-Saison ist im vollen Gange und macht an diesem Wochenende Station in Jerez. Für den Sprint am Samstag (15 Uhr) und das Hauptrennen am Sonntag (14 Uhr) – beides live auf DF1 – gilt der achtmalige Weltmeister Marc Marquez als Favorit. Doch der letzte Titel des 32-Jährigen liegt schon sechs Jahre zurück. Ex-MotoGP-Fahrer Alex Hofmann, der seit 2012 als Experte arbeitet, im Interview.
Herr Hofmann, Sie leben seit zwei Jahren in Spanien. Ist dort die Begeisterung für Motorradsport größer als in Deutschland?
Ja, das ist ganz eklatant. MotoGP in Deutschland ist eine Randsportart, in Spanien merke ich nach jedem Wochenende, dass Freunde, Bekannte und Kinder in der Schule über MotoGP reden, das hat hier einen anderen Stellenwert.
Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass nach Stefan Bradl und Sandro Cortese kein deutscher Fahrer mehr vertreten ist.
Ich glaube, dass Deutschland seine Helden braucht. Aber das ist schwierig zu erklären. ServusTV hat zum Beispiel in Österreich im Vergleich zu Deutschland viel bessere Quoten, obwohl Österreich auch keinen Grand-Prix-Fahrer hat.
Was sagen Sie zu der Übernahme von Liberty Media, die bald neben der Formel 1 auch die MotoGP-Rechte halten?
Die Frage ist natürlich, ob man das, was man in der Formel 1 generiert hat, einigermaßen wiederholen kann. Aber für die Vermarktung und die Wahrnehmung des Sports glaube ich, dass es funktionieren könnte.
Warum schafft es aktuell kein deutscher Fahrer in die erweiterte Weltspitze?
Wir haben einfach zu wenige Kids, die sich mit Motorsport identifizieren. Dementsprechend haben wir keine Basis, aus der wir schöpfen können. Das nationale Niveau ist einfach zu niedrig. Die paar Kids, die es in Deutschland versuchen, sind zu Hause relativ schnell die Chefs. Aber sobald sie nach Spanien fahren, kommen sie in der Realität an und merken, dass es hier viele hunderte auf ihrem Niveau gibt.
Aber vielleicht gibt es ein deutsches Team. Wie wahrscheinlich ist es, dass BMW mit dem neuen Reglement 2027 einsteigt?
Ich hoffe nicht, dass es ganz vom Tisch ist. Vor einem Jahr waren noch viele im Fahrerlager positiv eingestellt. Seitdem wurden die Gerüchte sehr leise – was kein gutes Zeichen ist.
2027 wird es kleinere Motoren mit weniger Leistung geben. Das soll mehr Sicherheit bringen.
Es kommen ein paar technische Finessen weg, die das Motorrad zu perfekt machen. Damit wird wieder der Fahrer mehr in den Vordergrund gestellt. Klar gibt es weniger Top-Speed, aber das ist für den Fan egal, ob sie da mit 360 oder 355 die Gerade runterschießen.
Aktuell dominiert Marc Marquez und scheint wieder der alte zu sein. Wie erklären Sie sich sein Comeback an die Spitze?
Er hat sich vier Jahre durch das tiefste Tal seiner Karriere durchgeboxt, hatte extrem schlimme Verletzungen, die ihn fast ans Karriereende gebracht haben. Jetzt sitzt er das erste Mal in seinem Leben auf dem absolut schnellsten Motorrad. Da ist es eigentlich nur noch die logische Konsequenz, dass er mit ziemlicher Sicherheit um den WM-Titel fährt. In seiner eigenen Darstellung fehlen ihm zu seiner Unsterblichkeit noch ein, zwei Titel – und dafür hat er sich jetzt die Grundlage geschafft.
Und wer könnte ihm dieses Jahr gefährlich werden?
Momentan nur er selber. Er darf nicht so gierig werden und an einem schlechten Wochenende auch mal einen zweiten oder dritten Platz akzeptieren.
Wenn Sie ein beliebiges Motorrad fahren könnten, welches wäre das?
Ich habe zum Glück viele Motorräder erlebt. Für meinen Fahrstil wäre es so um die Jahre 2004, 2005 die Yamaha M1 von Valentino Rossi gewesen. Ich glaube, das Motorrad hätte mir extrem getaugt.
INTERVIEW:
ALEXANDER VORMSTEIN