Matchwinner Machino – Ekstase in Kiel. © IMAGO
Kiel – Marcel Rapp war nach der wilden Achterbahnfahrt im Holstein-Stadion platt, aber höchst zufrieden. „Der Spielverlauf war schon grenzwertig“, sagte der 46-Jährige und musste den Glücksmoment und die späten Big Points beim 4:3 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach erstmal verarbeiten.
Dann verspürte der Coach der Kieler aber jede Menge Stolz auf seine Mannschaft, die entgegen vieler Prognosen noch immer von einer weiteren Bundesliga-Saison träumen darf. Der Relegationsplatz 16 – aktuell vom 1. FC Heidenheim besetzt – ist angesichts von drei Punkten Rückstand weiter in Reichweite. Und die „Störche“ sind entschlossener denn je, am 17. Mai eine Punktlandung hinzulegen.
„Natürlich ist das ein Gamechanger“, sagte Holstein-Kapitän Timo Becker zum hochemotionalen Siegtreffer, den Doppelpacker Shuto Machino in der Nachspielzeit (90.+1) erzielt hatte: „Jeder gibt Gas, Shuto netzt. Es ist natürlich geil, wenn im Saisonendspurt alle auf Topniveau sind.“ Immer wieder betonten die Kieler Profis, dass sie von außen längst abgeschrieben worden waren. „Wir müssen eine Scheißdrauf-Mentalität an den Tag legen und unsere Punkte machen“, sagte Torhüter Thomas Dähne trocken. Dann könne es am Ende reichen.
Dass die Kieler dazu in der Lage sind, bewiesen sie mit viel Mumm gegen lange enttäuschende Gladbacher. Als der Vorsprung durch Treffer von Machino (15.), Alexander Bernhardsson (23.) und Armin Gigovic (76.) aufgebraucht war und die Gladbacher nach Toren von Tomas Cvancara (60.), Alassane Pléa (69.) sowie Franck Honorat (86.) sogar noch die Chance auf einen Auswärtsdreier witterten, schlug Holstein noch einmal zurück. Und bleibt mit seiner Unbeugsamkeit weiter an Heidenheim dran, das mit einem 1:0 in Stuttgart am Freitagabend vorgelegt hatte. „Jeder hat Bock auf den 16. Tabellenplatz“, hatte Trainer Frank Schmidt danach gesagt. Doch das gilt auch weiter für Kiel.
Vor der Saison hätten „gefühlt alle gesagt, ihr kriegt eine Klatsche nach den anderen. Und das sehe ich gar nicht“, sagte Rapp nun. Stattdessen ist im hohen Norden eine kollektive, aber auch individuelle Entwicklung spürbar. Weiter geht es am Samstag für Holstein in Augsburg.
SID