Mit „Skandal“ in die Königsklasse?

von Redaktion

Dortmund träumt dank Last-Minute-Tor groß – und Hoffenheim schimpft

Wer war zuerst da? Die Szene zwischen Chukwuemeka und Baumann erhitzte die Gemüter. Der Hoffenheim Keeper trug eine Kopfverletzung davon, während der BVB zum 3:2 traf. © IMAGO/Thomas Voelker

Sinsheim – Sportdirektor Sebastian Kehl hatte „ein paar graue Haare mehr, in dieser Saison sowieso“. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war schon vor dem Spielende aus dem Sinsheimer Stadion in weiser Voraussicht abgehauen: „Ich hab‘ Angst, dass ich einen Herzinfarkt kriege.“ Der Boss von Borussia Dortmund verpasste so den Riesen-Aufreger um den 3:2-Siegtreffer des BVB und Hoffenheims Nationaltorwart Oliver Baumann.

Mit dem vierten Erfolg in den vergangenen fünf Bundesliga-Partien setzte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac ihre späte Jagd auf den Champions-League-Platz fort. Und mit Hilfe einer „Skandal-Entscheidung“, wie sein Hoffenheimer Kollege Christian Ilzer wetterte.

Was war passiert? In der fünften Minute der Nachspielzeit traf BVB-Joker Carney Chukwuemeka Baumann mit dem Knie am Kopf, nachdem sich der TSG-Kapitän ihm entgegengeworfen hatte. Der sichtlich angeschlagene Baumann taumelte Richtung Tor zurück, kam aber zu spät: Waldemar Anton schob nach Serhou Guirassys Pass den Ball zum Siegtreffer ein. Hoffenheims Spieler und alle auf deren Bank tobten. Schiedsrichter Benjamin Brand zeigte Mannschaftsarzt Ralph Kern wegen Beleidigung noch die Rote Karte, sah sich die spielentscheidende Szene aber nicht mehr auf dem TV-Schirm an der Seitenlinie an.

„Er muss es abpfeifen. Es gibt die Thematik mit Kopfverletzungen. Man sieht das gezeichnete Gesicht von Oliver Baumann“, sagte ein wütender Ilzer danach im Sky-Interview. „Chukwuemeka berührt keinen Ball, Oliver Baumann ist Knockout, und der Dortmund-Spieler schießt den Ball ins leere Tor.“ Weder Baumann noch Referee Brand äußerten sich nach der Partie. Der Deutsche Fußball-Bund verteidigte den Unparteiischen. „Aus unserer Sicht lag hier kein Foulspiel von Chukwuemeka vor, sondern ein Zusammenprall“, sagte Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH. „Eine mögliche Kopfverletzung war für den Schiedsrichter in dieser Situation nicht unmittelbar zu erkennen, zumal Baumann zunächst aufstand und weiterspielte. Deshalb ist es für uns nachvollziehbar, dass die Partie nicht während des Angriffs der Dortmunder unterbrochen wurde.“

TSG-Coach Ilzer verwies später auf die „sehr großflächige Schramme am Kopf“ von Baumann, eine Beule hatte der 34-Jährige auch. Kehl äußerte Verständnis für den Ärger der Hoffenheimer. Dortmunds Kapitän Emre Can meinte vielsagend: „Beide treffen den Ball. Chukwuemeka trifft auch Oliver Baumann. Wenn der Schiedsrichter das abpfeift, müssen wir das akzeptieren.“ BVB-Trainer Kovac sagte, er habe eine TV-Einstellung gesehen, wo Chukwuemeka „eine Spur eher am Ball war. Dann bedeutet das, dass es regelkonform ist.“ Ilzer passte das natürlich gar nicht. „Die Szene, wo Chukwuemeka eher am Ball war als Oli, haben wir nicht gefunden.“ Die beiden Trainerkollegen sprachen noch kurz unter vier Augen miteinander.

„Es geht ja nicht nur für Borussia Dortmund um die Champions League, sondern für uns um den Klassenerhalt. Das ist existenziell für den Verein“, sagte Hoffenheims Coach später noch. Die Dortmunder sind vom Königsklassen-Platz jetzt nur noch drei Punkte entfernt.
DPA

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