„Es ist okay, Thomas Müller zu feiern“ – sagt auch Thomas Müller selbst. © IMAGO/Martin Agüera
Als Joker der gefeierte Held: Müller kam zu seinem 500. Bundesliga-Einsatz. © IMAGO/ Christian Kolbert
München – Wie man an Eintrittskarten kommt, wenn man nicht auf dem Feld steht, hat Thomas Müller in der laufenden Saison schon mal ausgelotet. Im BMW Park nämlich hat der Star der Fußballer, wenn die Basketballer des FC Bayern spielen, eine eigene kleine Loge. Gemütliches Beisammensein vor dem Spiel, beste Sicht aufs Geschehen, dazu die nötige Privatsphäre: So oder so ähnlich stellt sich der 35-Jährige auch seine Besuche in der Allianz Arena ab kommender Spielzeit vor. Tatsächlich hatte er ja recht, als er nach dem 3:0 (2:0) gegen Mainz und seinem 500. Bundesliga-Einsatz sagte: „Nächstes Jahr brauche ich ein Ticket.“ Allerdings hatte er genauso recht, als er hinzufügte: „Ich denke, ich kann meine Kontakte nutzen.“
Müller, auch als Joker der von der Kurve gefeierte Held, sprach mit schelmischem Grinsen – und hatte ohnehin vor jeder einzelnen Kamera für Lacher gesorgt. Aber man merkte an diesem 31. Spieltag dann doch, dass seine Gefühle sich langsam drehen. Wenn man ein vorletztes Mal in seinem „Wohnzimmer“ aufläuft und nebenbei als Vereinsikone in eine Liga mit Karl-Heinz Körbel (Frankfurt), Manfred Kaltz (Hamburg) und Michael Lameck (Bochum) aufsteigt, ist halt doch Zeit für Sentimentalitäten. Die Arena stand, als Müller in der 84. Minute für Leroy Sané das Feld betrat, das „Müller“ hallte bis weit über Fröttmaning hinaus. „Ja, die Leute wissen auch, was los ist“, kommentierte Müller später, wohlwissend, dass sich „alle darauf verständigt haben, dass es okay ist, Thomas Müller zu feiern“. Und wie!
Die Müller-Mania ist nicht neu, sie steigert sich aber kontinuierlich und wird ihren Höhepunkt in zwei Wochen finden, wenn „dahoam“ nach dem Topspiel gegen Mönchengladbach tatsächlich Schluss ist im roten Trikot. Als „bittersüß“ bezeichnete Harry Kane alles, was gemeinsam mit Müller noch ansteht, auch Sportdirektor Christoph Freund beobachtet die Müller-Festspiele als „sehr speziell. Das wird noch richtig emotional werden.“ Die 17 Jahre seit seinem Liga-Debüt lässt auch Müller gerade Revue passieren. Sein Fazit lautet schon jetzt: „Ich habe noch nie für Meilensteine gespielt, sondern in kleinen Schritten gedacht.“ Für sein „letztes Mal“ kündigte er an: „Ich freue mich auf alles, was kommt.“
Es geht ihm da um die „kurzfristige Zukunft. Es ist schon komisch, hier mein letztes Spiel zu machen, wenn man vorher ein und ausgeht.“ Der „Zeitbonus Club-WM“ hilft ihm bei der Entscheidung, ob danach Schluss ist oder nicht. „Ich schließe nichts aus.“ So oder so: Arena-Gast bleibt er.
HANNA RAIF, VINZENT TSCHIRPKE