ZUM TAGE

Zwischen Regeln und Fingerspitzengefühl

von Redaktion

Schiedsrichter im Fokus

Dass es Parallelen gibt, wenn der FC Bayern gegen Mainz, Borussia Dortmund gegen Hoffenheim und Real Madrid gegen den FC Barcelona spielt, war vor dem Wochenende nicht unbedingt zu erwarten. Für die verschiedenen Teams ging es um Pokalsieg, Meisterschaft, europäisches Geschäft und sogar gegen den Abstieg; unterschiedliches sportliches Niveau, unterschiedliche Strahlkraft. Und trotzdem sprach man nach Abpfiff der jeweils 90 oder eben 120 Minuten über den kleinsten gemeinsamen Nenner. Im Fokus aber standen nach Spielende kaum einzelne Spieler, Matchwinner oder Pechvögel. Sondern drei Herren, die die Namen Ricardo De Burgos Bengoechea, Benjamin Brand und Bastian Dankert tragen – und Schiedsrichter sind.

In München sah man Harry Kane so wütend vor die Kamera treten wie noch nie in seiner Fußball-Karriere, weil die durch Dankert gezeigte fünfte Gelbe Karte ihn nun davon abhält, den ersten Titel seines Lebens am kommenden Samstag in Leipzig auf dem Platz zu erleben. Noch intensiver traf es Kollegen Brand in Sinsheim nach der „Skandal-Entscheidung“, die der Hoffenheimer Trainer Christian Ilzer vor dem Last-Minute-3:2 der Dortmunder gesehen hatte. Gleich ums Grundsätzliche ging es in Spanien, wo Real Madrid schon vor Anpfiff des Pokalfinals eine Absetzung von De Burgos Bengoechea gefordert hatte. Am Ende wurde der Referee von Antonio Rüdiger mit einem Eisbeutel beworfen. Szenen, die unschön und unnötig zugleich sind.

Der Fußball lebt von Emotionen, das soll er auch – deshalb muss es erlaubt sein, die relevanten Entscheidungen der Unparteiischen nach Spielende noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Und trotzdem werfen ganze „Schiedsrichter-Wochenenden“ wie das zurückliegende kein gutes Licht auf das Gesamtkonstrukt. Es ist nicht neu, dass die einen klare Regeleinhaltung fordern, die anderen Fingerspitzengefühl. Und es ist auch nicht neu, dass die eine Mannschaft meist so denkt und die andere so. Vor allem Brand am Samstag in Schutz zu nehmen, war vom DFB daher nur gut. Es passt zu der Linie, auf der man mithilfe von Technik und wenig Handlungsspielraum seit Jahren versucht, immer mehr Transparenz herzustellen.

Auch wenn es nicht allen gefällt: In einer Branche, in der die Über-Mannschaft der vergangenen Jahre schon vor Anpfiff Druck auf einen Schiedsrichter ausübt, ist das der richtige Weg. Wer weiß, wohin die Schiri-Wut sonst führen würde…

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