Düsseldorf/München – Im Grunde undenkbar, doch nun passiert es: Mai ist‘s, im Eishockey steht die Weltmeisterschaft an, und der, der die deutsche Mannschaft ins Turnier geführt hat seit vielen Jahren, wird es diesmal nicht tun: Moritz Müller, der Mann des Mutmachens, der Botschafter des Stolzes und derjenige, in dessen Augen die Tränen der Trauer schimmern, wenn man verloren hat, steht nicht im Kader für die letzte Vorbereitungsphase und das abschließende Testspiel am Sonntag in Düsseldorf gegen die USA. Müller, der ewige Kapitän. ist 38, eben noch stand er mit den Kölner Haien in der Finalserie der DEL, man sah immer wieder, wie er sich an die Schulter fasste, schon im Halbfinale war das so.
Bundestrainer Harold Kreis ist das nicht entgangen, er führte in den vergangenen Wochen zwei Gespräche mit Müller. Er fasst sie so zusammen: „Beim ersten hat er als absoluter Warrior, der er ist, nicht zugegeben, dass er angeschlagen ist. Im zweiten Gespräch habe ich zu ihm gesagt: ,Ich schätze dich, aber wir müssen schauen, dass wir gesund zur WM kommen.‘“ Und so teilte Kreis Müller mit, dass er bei dieser WM (ab 9. Mai in Schweden und Dänemark) auf ihn verzichten werde. Es ist das erste Mal seit 2012, dass Müller nicht dabei sein wird.
An wen er das Kapitäns-C und die beiden Assistenten-A vergibt, das muss Kreis nun entscheiden. Aber es mangelt ihm nicht an Kandidaten. Der Bundestrainer, im dritten Jahr im Amt und bislang mit Silbermedaille (2023) und Viertelfinale (2024) recht erfolgreich, glaubt, „dass das in dieser Zusammenstellung eine sehr, sehr starke Mannschaft ist“. Drei Torhüter, neun Verteidiger und vierzehn Stürmer hat er berufen, einen Abwehrspieler wird er noch streichen vor dem Abflug nach Herning am Montag – und eventuell benötigt er in der Offensive noch einen freien Platz für NHL-Star Tim Stützle, falls der mit seinen Ottawa Senators in der ersten Playoff-Runde der NHL ausscheiden sollte. Wobei sich der Deutsche Eishockey-Bund da an die Etikette halten muss. Ersuchen um Freigabe erst, wenn das letzte Spiel gespielt ist – „und dann“, so Sportdirektor Christian Künast, „entscheidet der Club, ob der Spieler gesund ist“.
Beim Cut von Phase drei zu vier hat es erwischt: Torhüter Franzreb (Bremerhaven), die Verteidiger Bittner (München, künftig Schwenningen), Fohrler (Mannheim), Ugbekile (Iserlohn), Zimmermann (Straubing), vorne Brunnhuber (Straubing), Schinko (geht von Wolfsburg nach München), Krämmer (München, künftig Bremerhaven), Krauß (Ingolstadt), Rieder, Varejcka (beide München), nachgerückt sind aus dem DEL-Finale der Kölner Justin Schütz und die Berliner Meisterspieler Leo Pföderl, Marcel Noebels, Frederik Tiffels, Manuel Wiederer, Jonas Müller. Korbinian Geibel und Eric Mik, aus der NHL der Eiszeitenkönig Moritz Seider (Detroit) und der schnelle Stürmer Lukas Reichel (Chicago), dazu aus der AHL Verteidiger Maksymilian Szuber (Tucson) sowie aus der Schweiz Dominik Kahun (Lausanne). Bemerkenswert ist, dass Serge Aubin, Coach der Eisbären, wie schon bei der WM 2024 Kreis wieder als einer der Assistenten dient.
Der Kader startete vor vier Wochen mit früh ausgeschiedenen Akteuren, nun kommen die mit den schönen Erlebnissen dazu. Harold Kreis: „Die gute Performance, die manche in den Playoffs hatten, wollen wir mitnehmen zur WM.“
GÜNTER KLEIN