Auf Dienstreisen nach England haben wir immer kiloweise Zeitungen gekauft. Neben der berüchtigten „Sun“ war ein besonderes Juwel die „Daily Sports“. 64 Seiten stark, ab Seite 58 ging es tatsächlich um das aktuelle Sportgeschehen, auf 1 bis 57 eher um textilbefreite Frauen, die den Stars des Sports zwar noch nicht zwingend bekannt waren, die sie aber mögen würden, wenn sie erst einmal auf sie aufmerksam würden. Leider wissen wir nicht mehr, welchem Blatt wir eine Beschreibung der heutigen Frau Rooney entnehmen durften, die damals seine Verlobte war: „Wayne Rooney‘s shopaholic fiancee“ – tolle Formulierung. Lothar Matthäus würde sich freuen: Again what learned.
Die Engländer haben jedenfalls angefangen mit dem Kult um die Partnerinnen der Fußballspieler, sie wurden zum Gegenstand der Berichterstattung. Beleuchtet wurden fortan nicht nur Szenen auf dem Spielfeld, sondern auch Mienenspiele und Laufstegverhalten auf der Tribüne. Es war nicht schwer auszumachen, wo die Damen sitzen. Zur WM 2006 prägten britische Journalisten den Begriff der „WaGs“, das steht für Wives and Girlfriends. Ihr Zentrum damals war Baden-Baden, ein Ort, an dem man mit Kauflust gut aufgehoben ist. Aus der Verlobten wurde Frau Rooney, Coleen hatte Wayne die peinliche Geschichte vergeben, dass er ins Bordell gegangen war und seinen Besuch auch noch mit einem Autogramm mit persönlicher Widmung und Datum bestätigt hatte.
Wayne Rooney spielt nicht mehr, er ist jetzt Trainer, aber Coleen wird weiterhin als Spielerfrau wahrgenommen. Ihr gerichtskundiger Streit mit Rebekah Vardy (siehe Artikel unten) ist reines Boulevard-Gold. Schon der Name Vardy bürgt für Entertainment – denn Jamie Vardy, der Spielerfrauengatte, wurde bekannt als der Torjäger mit der elektronischen Fußfessel, schon das eine irrwitzige Geschichte. Frau Vardy muss nun an Frau Rooney eine erkleckliche Summe zahlen. Und sollte aus der shopaholic fiancee eine shopaholic wife geworden sein, wird Colleen schon ein paar Ideen haben, wie sie die frisch hereinkommenden Mittel investiert.
Wir in Deutschland können so gut wie keine Fußballspielerfrauenskandale bieten. Über Jahrzehnte hat Trainerfrau Beate Rehhagel ausgewählt, wer Spielerfrau werden kann. Mit englischer Flippigkeit hatte man in ihrem Verfahren keine Chance. Guenter.Klein@ovb.net