Der nächste Sturm-Promi im Anflug: Florian Niederlechner von Hertha BSC. © IMAGO
Mottoparty: 1860-Fans widmen Verl in Hawaii um und präsentieren sich in bester Laune beim Kampf um die „Goldene Ananas“. © Imago
München – Im Laufe der zweiten Halbzeit, mit zwei Wende-Toren im Rücken, ging der gastgebende SC Verl dazu über, seinem treuen Abwehrrecken Daniel Mikic (32) den Abschied in den Fußball-Ruhestand zu versüßen. Gesänge auf den Rängen, Spalier auf dem Rasen, das kleine Stadion im Jubelmodus. Das passte gut, denn auch die Löwen-Fans hatten beste und sogar ergebnisunabhängige Feierlaune mitgebracht.
Einem mit Palmen und Blumen verzierten Plakat war das Motto zu entnehmen: „Ganz 1860 dreht frei und macht Verl zu Hawaii.“ Entsprechend beschwingt verfolgten die knapp 1000 Hawaiihemden tragenden Fans den Kampf um die berühmte Goldene Ananas. 1860 ging früh durch einen Guttau-Kopfball in Führung (14.), ließ aber umso stärker nach und ermöglichte dem SC Verl zwei einfache Tore durch Yari Otto (48.) und Lokotsch (77.). Vorgezogene Urlaubsstimmung auch im Team der Löwen? Nicht bei allen, denn in der Nachspielzeit raffte sich ein Duo noch mal auf: Dribbling von Tim Danhof samt Hereingabe von links – Soichiro Kozuki lief dem Ball energisch entgegen und schoss ihn mit Hilfe von Otto zum 2:2-Ausgleich ins Netz. Happyend im unwichtigsten Spiel des Jahres, das die Löwen danach als Punkt für die Moral verbuchten.
„In der Nachspielzeit den Ausgleich zu erzielen, war für uns auf jeden Fall Gold wert“, sagte Trainer Patrick Glöckner, der die letzten 25 Minuten erhöht hinter einer Absperrung stehen musste. Bei einer Rudelbildung nach einem Abiama-Rempler hatte er seine Coachingzone verlassen, „um zu schlichten“, wie er sagte. Schiedsrichter Nähter interpretierte das Eingreifen anders und zückte die Rote Karte. Damit wird Glöckner das Heimfinale gegen Aue am Samstag auf der Tribüne verfolgen. Schade für ihn, denn neben seiner eigenen Vertragsverlängerung könnte bis dahin auch eine andere wichtige Personalie in trockenen Tüchern sein.
Hauptthema am Rande des Hawaii-Happenings in Ostwestfalen: der sich anbahnende Transfer von Florian Niederlechner (34). Gerüchten zufolge wird der Hertha-Profi seinem Kumpel Kevin Volland in die Heimat folgen und ebenfalls künftig für seinen Ausbildungsverein stürmen. Sportchef Christian Werner gab sich bei MagentaSport zugeknöpft („Es ist nichts unterschrieben“), ließ aber eine vielsagende Schwärmerei „im Konjunktiv“ folgen: „Ich glaube, dass der Flo ein hervorragender Spieler ist, der uns mit seiner Erfahrung, individuellen Qualität, seinem Siegeswillen und der Führungsstärke, die er mitbringt, brutal gut zu Gesichte stehen würde. Schauen wir mal, was die nächsten Tage bringen.“ Die Kurzfassung wäre gewesen: Ja, Flo kommt.
Die Themen der Woche bis zum Aue-Spiel sind somit vorgegeben. Die Taktik könnte sein, durch Erfolgsmeldungen bei Glöckner und Niederlechner den zu erwartenden Fanfrust beim Thema Hiller-Abschied abzumildern. Zumindest in dieser Hinsicht bleibt es spannend. Und in sportlicher Hinsicht? Da haben die Löwen am Samstag eine große Chance verpasst, in der Tabelle auf einen achtbaren sechsten Platz vorzustoßen.
ULI KELLNER