Holger Sanwald, Heidenheim-Boss. © IMAGO
Max Eberl, FCB-Sportvorstand. © Hartmann/AFP
München – Das „Pacha“ gilt als berühmtester Nachtclub auf Ibiza und scheint für die Spieler des FC Bayern der passende Ort zu sein, um den Gewinn der 34. Deutschen Meisterschaft zu feiern. Bereits am Sonntag-Vormittag hatte eine 13-köpfige Reisegruppe um Kapitän Manuel Neuer und Thomas Müller per Privatjet die Party-Insel angeflogen (wir berichteten) und im Laufe des Abends die Disco mit den zwei Kirschen angesteuert. Während es sich die Münchner Stars in der spanischen Sonne gut gehen lassen, sorgt die bayerische Reiselust in der Heimat für Diskussionen.
„Das hat was mit Professionalität und Seriosität zu tun“, sagte Sky-Experte Didi Hamann und verwies darauf, dass es für den kommenden Münchner Gegner TSG Hoffenheim im Fernduell mit dem 1. FC Heidenheim noch um den direkten Klassenerhalt ginge. Allerdings müsste Heidenheim das um sechs Treffer klar schlechtere Torverhältnis bei einem Sieg aufholen und Hoffenheim das Heimspiel gegen den FCB verlieren. Nicht wahrscheinlich, aber bei einem hohen Bayern-Sieg theoretisch locker möglich.
Die ersten Ibiza-Pläne hatten die Spieler bereits vor zehn Tagen geschmiedet, doch noch am Vorabend des 3:3 bei RB Leipzig hatte Max Eberl an die Spieler appelliert, auf den Trip zu verzichten. „Wir haben das ganz offen miteinander besprochen und gesagt, dass es sich nicht gehört. Der Wettbewerb läuft noch“, sagte der Sportvorstand damals. Aber weshalb gab es jetzt plötzlich grünes Licht? Immerhin können die Bayern noch entscheidenden Einfluss auf den Abstiegskampf nehmen.
„Vergangene Woche standen noch viele Entscheidungen in der Liga an, auf die unsere Ergebnisse Einfluss hatten. Die Konstellation ist nun eine andere, daher haben wir dem Vorhaben der Spieler, ihre zweieinhalb freien Tage gemeinsam zu verbringen, jetzt nicht widersprochen“, argumentiert Eberl. Im Bezug auf die sowieso eher nur noch kleine Europa-Hoffnungen des letzten Gegners Gladbach ist das richtig, aber nicht beim Blick ans Ende der Tabelle.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft hat Cheftrainer Vincent Kompany seiner Mannschaft bis einschließlich Dienstag trainingsfrei gegeben. Die Art der Freizeitgestaltung kann die sportliche Leitung den Spielern freilich nicht vorschreiben. Gerade deswegen nimmt Eberl die frisch gebackenen Meister in die Pflicht: „Wir haben nur noch ein Spiel vor der Brust und die Spieler sind Vollprofis, sie wissen genau, worum es da geht. Selbstverständlich werden wir alles geben, um auch in Hoffenheim zu gewinnen.“
Diese Ansage dürfte ganz nach dem Geschmack des Heidenheimer Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald sein, der die Situation wie folgt einschätzt: „Zunächst einmal gilt für uns am 34. Spieltag, dass wir gegen Werder Bremen gewinnen müssen, um überhaupt eine Chance auf den direkten Klassenerhalt zu haben. Das können wir nur mit unserer eigenen Leistung beeinflussen.“ Gleichzeitig gehe Sanwald davon aus, dass Bayern am Samstag nicht abschenken werde und hat sogar zwei weitere Motivationsgründe für die Münchner ausgemacht: „Sie könnten theoretisch noch ihren Bundesliga-Torrekord mit 101 Treffern (aktuell 95) aus der Saison 1971/72 einstellen oder brechen. Und nachdem der Ibiza-Trip im Vorfeld des Spiels öffentlich so thematisiert wird, werden sie sich da sicherlich nichts nachsagen lassen wollen.“ Das wiederum wäre sicherlich nach dem Geschmack von Max Eberl – ansonsten droht die nächste Ibiza-Affäre.
Im Frühjahr 2022 gab es schon einmal Wirbel um eine Reise von Bayern-Profis auf die Partyinsel. „Die haben das ja schon mal gemacht. Eigentlich haben sie ja damals schon merken müssen, dass das vielleicht keine so gute Idee ist“, sagte Oliver Kahn, der damals Vorstandschef war. „Da stellst Du Dich hin und sagst erst, nein, das machen wir nicht, und dann machen wir es jetzt doch. Das ist halt immer ein bisschen schwierig“, so Kahn?“ Man wolle „nicht den Moralapostel spielen, aber das ist halt unglücklich.“
M. BONKE, V. TSCHIRPKE