Er geht: Marco Hiller. © Michael/dpa
Schon als Kind war Niederlechner Löwe durch und durch. Die meisten seiner Trikots zierte der Name Benny Lauths. © TSV 1860
Florian Niederlechner (re.) mit Sportchef Christian Werner. © Matzke
München – Gefühlsachterbahnen ist der Löwenfan gewohnt. Damit sind nicht zwingend die wechselhaften sportlichen Leistungen der letzten Jahre gemeint. Auch neben dem Platz unterstreicht 1860 dieser Tage wieder einmal das Motto: „Bei Sechzig ist alles möglich!“ Am Sonntagabend verkündete der Club den Abschied der Identifikationsfigur Marco Hiller nach 17 Jahren. Die Wut vieler Fans war noch nicht verraucht, da legte der Verein Montagmorgen mit einer erfreulichen Personalie nach: Florian Niederlechner verstärkt ab Sommer den Angriff der Sechzger, kommt von Zweitligist Hertha BSC. Wenige Wochen, nachdem bereits dessen Kumpel Kevin Volland an der Grünwalder Straße 114 unterschrieben hat. Schon Montagmittag stellte sich der Offensivspieler den Pressevertretern vor. Der ganz normale Löwen-Wahnsinn.
Ein kickender Fan auf dem Rasen, der Traum vieler Anhänger – Niederlechner macht ihn wahr. Als Elfjähriger wechselte der Oberbayer in den Nachwuchs der Löwen, mit 15 Jahren folgte das Aus. „Mir wurde gesagt, ich sei zu klein und zu langsam. Auch später, als ich bei Unterhaching war (2011 bis 2013), habe ich mich dreimal angeboten. Aber es gab Leute, die gesagt haben: Zweite Bundesliga packt der Niederlechner nicht.“ Nun, es kam bekanntlich anders: In den Folgejahren waren es die Löwen, die sich irgendwann nicht mehr in der Zweiten Liga halten konnten, während sich der heute 34-jährige Angreifer im Fußball-Oberhaus einen Namen machte und 197-mal für Mainz, Freiburg, Augsburg und die Hertha in der Bundesliga auflief (45 Tore).
Es hat also doch noch geklappt mit der Rückkehr zu seinen Löwen – Niederlechner schwärmt: „Ich weiß nicht, ob man noch mehr Fan sein kann, als ich es bin. Es gibt nichts Schöneres, als für den Club zu spielen, den du liebst.“ Im Oktober wird der Stürmer 35 Jahre alt, was naturgemäß die Skeptiker auf den Plan ruft. „In Deutschland ist es so, dass man abgestempelt wird, sobald ein gewisses Alter erreicht wird. Ich möchte nicht über das Karriereende sprechen, ich hasse das. Dazu bin ich auch noch zu fit“, betont der gebürtige Ebersberger.
Auch Sport-Geschäftsführer Christian Werner, der neben Niederlechner auf dem Podest saß, machte klar, dass die Niederlechner-Rückkehr alles andere als einen Transfer aus Marketing-Gründen darstellt: „Das ist kein Nostalgietransfer, wir haben brutale Ziele!“ Die da wären? „Das können wir final erst bekannt geben, wenn wir die Gesamtkonstellation unseres Kaders und der gesamten Liga kennen.“ Und wie geht Löwenfan Niederlechner – erstes Trikot als Kind: Peter Nowak – mit dem Thema Zielsetzung um? „Ich will jedes Spiel gewinnen, ganz einfach. Wir haben große Qualität, gute Einzelspieler. Das wird ein Voll-Angriff nächste Saison. Aber wir müssen uns gut vorbereiten.“
Gut vorbereiten muss sich vermutlich auch der Löwen-Fanshop, Niederlechners Trikot dürfte ähnlich wie das von Volland recht häufig über die Ladentheke gehen. Am Wochenende laufen die beiden Freunde – kennen sich aus Schulzeiten – letztmals für die Hertha (Niederlechner) und Union (Volland) auf. Am 22. Juni (Trainingsauftakt) beginnt dann das gemeinsame Schwitzen für ihren Herzensclub. „Wir haben schon länger gesagt, dass wir zu 1860 zurückwollen. Das wird geil“, verspricht Niederlechner – und lässt die Vorfreude der Fans wachsen.
MARCO BLANCO UCLES