Die Strecke des ZUT100, bei welcher zwei Bergmassive umrundet werden © zugspitz-ultratrail.com
Mitten in der Nacht fällt der Startschuss. © Andi Frank
164 Kilometer warten auf Läufer Maxi Vogel. © Privat
Durch die wunderschöne Natur quälen sich die Sportler beim Zugspitz Ultratrail. © Andi Frank
Garmisch-Partenkirchen – Das Adrenalin und der Puls schießen in die Höhe, die Nervosität steigt ins Unermessliche. Gleich wird Maxi Vogel wissen, ob sich all die Stunden hartes Training und unerbittliches Laufen der vergangenen Monate ausgezahlt haben. „Es ist ein gigantisches Gefühl, wenn man die Leute sieht, die einen anfeuern, kurz bevor es losgeht“, erzählt der Grainauer, über seinen Start beim Zugspitz Ultratrail vor einem Jahr. 18 Stunden und 22 Minuten dauerte die Quälerei über 106 Kilometer und 5293 Höhenmeter. Doch im Ziel war Vogel einfach nur glücklich: „Ich war unglaublich stolz auf mich selber, dass sich all die investierte Zeit gelohnt hat.“
Am 12. Juni setzt der 31-Jährige noch einen drauf und wagt sich in Garmisch-Partenkirchen an den ZUT100. Bei der neuen Königsdisziplin des Zugspitz Ultratrail ist die Strecke 164 Kilometer (100 Meilen) lang und es gilt 8302 Höhenmeter zu bewältigen. 42 Stunden haben die Sportler Zeit. Währenddessen müssen sie in einem gewissen Zeit-Limit immer wieder Checkpoints erreichen – sonst scheiden sie aus.
Und der Kurs rund um den höchsten Berg Deutschlands hat es in sich: Knallharte Anstiege, wie nach dem vierten Checkpoint der Hämmermoosalm, mit fast tausend Höhenmetern auf eine Strecke von acht Kilometern. Oder lange Laufstrecken wie zwischen Mittenwald und Wamberg und steile Abstiege, etwa den vom Osterfelder ins Ziel nach Garmisch-Partenkirchen. Eine gewaltige Herausforderung – aber dafür werden die Läufer mit unfassbarer Natur belohnt. „Nachdem die Hundert so gut geklappt haben, wollte ich einfach mal die Etappe steigern und probieren, wie weit ich komme“, so Vogel.
Mit seinem Training ist er zufrieden, sieht sich momentan im Soll. Anfang des Jahres standen lange Distanzen an, zurzeit konzentriert er sich auf die Höhenmeter. „Gerade schaue ich, dass ich in der Woche auf ungefähr 120 Kilometer und vier- bis fünftausend Höhenmeter komme.“ Doch was motiviert jemanden, einen solchen Extremlauf zu bewältigen? „Es ist ein unfassbares Gefühl zu wissen, was man da gerade geschafft hat, sich selbst so zu pushen. Außerdem ist es später eine coole Geschichte.“
Noch rund einen Monat dauert es bis zum ZUT100. Und die Gedanken drehen sich bei Vogel nur noch um den Wettkampf: „Die Nervosität steigt, im Kopf spielt sich schon mein Plan ab. Die Ernährung muss passen und man muss genug trinken, das wird alles ein Faktor sein.“ An den Checkpoints gibt es Pizza, Suppen und Nutellabrote. Doch auch Energieriegel und Gels führen viele Athleten mit sich. „Die vertrage ich aber nicht wirklich, ich brauche feste Nahrung“, erläutert Vogel, „ein Stück Pizza ist deshalb oft meine Rettung.“ Der Energiebedarf ist unglaublich hoch. „Letztes Jahr hab ich 10 416 Kalorien verbraucht, im Training zwischen 2000 und 4000.“ Wenn Vogel im vergangenen Jahr doch mal einen Hänger hatte, bediente er sich eines eigentlich simplen mentalen Tricks: Er zog sich frische Klamotten an – das hat mir „wieder neue Kraft gegeben“.
Eine Zielzeit hat der Grainauer nicht im Kopf, ins Ziel zu kommen wäre „Erfolg genug“. 42 Stunden stehen Vogel dafür zur Verfügung.
DAVID KORBER