Im Heimspiel gegen Aue am Samstag entscheidet sich, wo die Löwen ihre siebte Drittligasaison beenden werden – im günstigsten Fall auf einem einstelligen Tabellenplatz. Gesungen und gefeiert wurde am Mittwochabend trotzdem, aber das hat mit einem Tag im Mai zu tun, der 60 Jahre zurück liegt: mit dem 19. Mai 1965, als die Löwen als zweite deutsche Mannschaft (nach Eintracht Frankfurt) ein Europapokalfinale bestritten. Wembley, West Ham – schon diese Stichwörter reichen, um Fans einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Die Abteilung Vereinsgeschichte um Thomas Bohlender hat 1860 schon viele nostalgische Momente beschert, vom Jubiläumsband bis zum Paninialbum – und gestern auch einen Abend, an dem an Wembley erinnert wurde, stilecht mit kickenden Zeitzeugen (Heiß, Reich, Patzke) und gut gehütetem Audio- und Filmmaterial: Radiokommentar des legendären Herbert Zimmermann, Originalausschnitte des BBC – und zwischendurch immer wieder einer der alten Helden auf der Bühne. „Eigentlich denke ich eher an morgen“, sagte Ex-Nationalspieler Bernd Patzke, der damals verletzt auf der Tribüne saß – und ließ sich dann trotzdem von der Zeitreise mitreißen, wie alle anderen in der gut besuchten Sechzger-Alm. Auch aus der aktuellen Mannschaft war ein Trio da (Abiama, Kozuki, Vollath) – an sie gerichtet sagte Präsident Robert Reisinger (61): „Leider hatte ich die Ungnade der späten Geburt, aber ich hoffe, dass ich so was vielleicht noch mal erleben darf.“ Ach ja: Das große Spiel endete aus 1860-Sicht mit 0:2. Damals soll Max Merkel stocksauer gewesen sein, gestern sah man viele Fans mit sehr glücklichen Gesichtern.
ULI KELLNER