Auf der Suche nach sich selbst

von Redaktion

Albas Elias Rapieque (r) kämpft gegen Tyren Johnson von Syn. MBC Weißenfels um den Ball. © Andreas Gora/dpa

Berlin – In der Schlussphase haben Berlins Basketballer immerhin noch einmal Nervenstärke gezeigt. An der Freiwurflinie machten Gabriele Procida und William McDowell-White den so wichtigen Play-In-Erfolg gegen den Mitteldeutschen BC klar. Am Ende stand ein 81:78, mit dem die Berliner das Ticket für das Viertelfinale lösten. Dort allerdings wartet ab Samstag (18.30 Uhr) mit Hauptrunden-Vize ratiopharm Ulm ein dicker Brocken. Immerhin nicht die Bayern, die es mit dem Sieger der Donnerstags-Partie zwischen dem Mitteldeutschen BC und Oldenburg zu tun bekommen.

Doch Alba-Geschäftsführer Marco Baldi legt die Latte immer noch hoch. „Wir haben vor der Saison gesagt, dass nur Bayern übermächtig ist“, sagte er, „und dabei bleiben wir. Wir wollen ins Finale.“

Womit der elfmalige Meister diese weitgehend missratene Saison noch zu einem halbwegs versöhnlichen Ende brächte. Eine Spielzeit, in der die Albatrosse von Beginn an unter Druck geraten waren. Bereits aus der Vorbereitung brachte man Verletzungen mit, der mit großen Hoffnungen aus Ulm losgeeiste Trevion Williams erwies sich als Missgriff und zog schon im Dezember zu Maccabi Tel Aviv weiter.

Heraus kam eine Spirale des Misserfolgs, die Alba selbst in der Bundesliga zeitweise bis in die Tabellenkeller brachte. Der dichte Spielplan zwischen BBL und Euroleague tat sein Übriges. Am Ende stabd Unerwartetes. Die Albatrosse setzten Meistertrainer Izrael Gonzalez und installierten seinen Assistenten Pedro Calles. „Was nichts mit der Arbeit von Izrael zu tun hatte“, wie Baldi betont, „aber die Sache hat so eine Dynamik bekommen, dass wir einfach etwas tun mussten.“

Und es ging ja auch auf. Zumindest in der BBL zeigten die nun auch halbwegs wieder kompletten Berliner wieder die Qualitäten einer Spitzenmannschaft. Was man wohl auch muss in einer Stadt, in der Top-Teams aus Handball (Füchse), Eishockey (Eisbären), Volleyball (Volleys) oder Fußball (Union, Hertha) um die Publikumsgunst buhlen.

Wobei Alba auch eine knifflige Zukunftsentscheidung getroffen hat. Man geht raus aus der Euroleague, zumindest einmal für ein Jahr wird die Champions League des Dachverbandes FIBA zur Heimat. Dabei hätte man sich trotz zweier Horrorsaisons als Tabellenletzter gegen eine Gebühr von fünf Millionen Euro die Zugehörigkeit für drei weitere Spielzeiten sichern können. Zumindest ein ungewöhnliches Angebot in einer Liga, deren Vollmitglieder die Verlängerung ihrer Lizenzen immer wieder aufschoben. „Wir sollen uns binden und zahlen“, sagte Baldi, „und die A-Lizenzclubs tun es nicht.“

Alba winkte ab. Man will lieber eine Attraktion in der Champions League (BCL) sein, die gerade am Wochenende mit dem Titelgewinn von Unicaja Malaga endete. Die BCL ist weniger teuer, der Spielplan schlanker. „Aber du spielst halt gegen Reggiana statt gegen Real Madrid“, sagte Baldi, „das müssen wir ausprobieren, wie das angenommen wird.“ Aber nach dem Verlauf dieser Saison kann den Mann nichts mehr schrecken.
RP

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