Der FC Bayern hat sich nach einer titellosen Saison in diesem Jahr endlich wieder die deutsche Meisterschaft gesichert – doch die bestimmenden Themen rund um den deutschen Rekordmeister sind andere: Angefangen vom Berater-Wechsel Leroy Sané über den Ibiza-Ausflug einiger Spieler bis hin zur Zukunft von Sportvorstand Max Eberl. Der Sport steht in München mal wieder im Hintergrund. Die genannten Themen sind größtenteils jedoch hausgemacht. Und es ist auch nicht neu, dass beim schillernden Münchner Vorzeigeclub bekanntlich auch das Geschehen abseits des Platzes brennend interessiert.
Aber die Schlagzeilen, die der 1. FC Köln inmitten des Aufstiegsrennens in die Bundesliga verursacht, hätte nicht mal der FC Hollywood zu seinen Glanzzeiten geliefert. Tim Lemperle zählt zu den Top-Scorern (zehn Treffer, sechs Torvorlagen) der Kölner und hat im Saison-Endspurt nichts Besseres zu tun, als sich volllaufen und mit 2,4 Promille im Blut die Nase brechen zu lassen. Geht‘s noch?! Als Charakterspieler hat sich der 23-Jährige wahrlich nicht hervorgetan, sein ablösefreier Wechsel im Sommer zur TSG Hoffenheim ist wohl schon länger beschlossene Sache.
Die Entscheidungsträger aus Sinsheim sollten ihren Transfer nach der idiotischen Aktion von Lemperle noch einmal überdenken. Dass der Noch-Kölner eine Faust von einem angeblich besorgten Fan kassiert hat, kann man ihm nicht vorwerfen. Aber die Tatsache, dass er mitten im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg eine Sauf-Tour startet, ist nicht nur unprofessionell, sondern charakterlos. Immerhin muss der Effzeh am Sonntag gegen Kaiserslautern mindestens einen Punkt holen, um den direkten Aufstieg auch rechnerisch fix zu machen. Im schlimmsten Falle droht die Relegation.
Irgendwie spiegelt der Fall das Problem dieser Spielergeneration wieder: Die Kicker stellen (zu) häufig ihre Interessen über das Wohl des Vereins. Nicht nur in Köln, auch in München an der Säbener Straße. Nicht umsonst mahnte Thomas Müller bei seiner Abschiedsrede in der Allianz Arena in Richtung seiner jüngeren Mannschaftskollegen: „Reißt euch den Arsch auf, das ist was Größeres, als ihr es euch für euch selbst vorstellen könnt!“ Müller hat sich diese Worte wohlüberlegt, sie waren ganz bewusst platziert. Auch Lemperle hätte sie sich besser mal zu Herzen genommen. Nur sind sie in Köln anscheinend nicht angekommen. manuel.bonke@ovb.net