Letzte Ausfahrt Imola

von Redaktion

WM in Gefahr: Red Bull, Mercedes und Ferrari bringen neue Teile

Wechsel wohl vom Tisch: Max Verstappen (M.) wird voraussichtlich nicht einen der Ston-Martin-Piloten Fernando Alonso (li.) oder Lance Stroll ersetzen. © Thompson/AFP

Imola – Trost und Ablenkung findet Weltmeister Max Verstappen (27) aktuell nur bei Tochter Lily. Sie ist gerade mal drei Wochen alt, lenkt ihn von seinen Sorgen ab. Und hilft damit dem niederländischen Red-Bull-Piloten, um sich nicht schon nach dem sechsten Rennen der Saison ernsthaft die sportliche Sinnfrage zu stellen.

Denn nach dem GP von Miami müsste er das. Nach einer weiteren Glanzleistung im Qualifying, als Verstappen den Red Bull mit einer Zauberrunde auf die Pole Position stellte, kam die Ernüchterung im Rennen. Die Wahrheit auf der Strecke war: Über eine ganze Renndistanz kann auch „Magier“ Verstappen die Schwächen seines Autos nicht wegzaubern. Am Ende wurde es nur Platz vier, er kam mit fast 40 Sekunden Rückstand auf McLaren-Sieger Oscar Piastri ins Ziel.

Vom fünften WM-Titel in Folge will Verstappen vor dem Rennen in Imola am Sonntag (15 Uhr) deshalb auch gar nichts wissen. „Wir sind hier, um zu gewinnen, und davon waren wir meilenweit entfernt. Dann ist es auch egal, ob du Dritter oder Vierter wirst“, zog der Niederländer ein emotionsloses Fazit nach dem Rennen in Miami. Dabei war es nicht das Resultat, das Verstappen frustriert. Es war die Art und Weise, wie McLaren dominierte. Besonders die Aufholjagd von Piastris Teamkollegen Lando Norris desillusionierte Verstappen und seine Chefs. „Da hat man das echte Tempo der McLaren gesehen“, stellte Red-Bull-Berater Helmut Marko klar. „Sie waren zwischen sieben Zehnteln und einer Sekunde pro Runde schneller – das ist schon deprimierend.“

Fakt ist: Die Hoffnung auf die Titelverteidigung hat Verstappen noch nicht ganz aufgegeben. Allein: Ihm fehlt der Glaube, dass sein Team ihm in Zukunft die richtigen Waffen liefern kann, um die McLaren in Zukunft wieder schlagen zu können. Ein Grund: Red Bull hatte extra einen neuen Unterboden nach Miami gebracht. Doch der erhoffte Effekt verpuffte wirkungslos. „Wir haben uns mehr davon erwartet“, so Marko. Das größte Problem des Red Bull wurde wieder nicht gelöst. Verstappen, der viermalige Weltmeister, klagte: „Unsere Reifen überhitzen immer noch zu stark. Mal hast du untersteuern, mal übersteuern. In der Quali kann ich das vielleicht noch überdecken. Aber im Rennen, wenn die Reifen kühl bleiben müssen und du konstant fahren musst, dann hast du mit so einem Auto einfach kein Grip-Niveau mehr.“

Das nächste Rennen in Imola wird also zum Endspiel. Dann kommen die Techniker nochmal mit einem neuen Technikpaket, das Verstappens lahm gewordener Ente wieder Flügel verleihen soll. Red-Bull-Insider wie Ex-Racing-Bull-Teamchef Franz Tost wissen: „Dieser Schuss muss sitzen, das gilt übrigens auch für Ferrari und Mercedes. Sonst ist die WM gelaufen und McLaren wird den Rest der Saison weiter dominieren,“ orakelt der Tiroler im Gespräch mit unserer Zeitung, „dann kann auch ein Ausnahmepilot wie Max Verstappen nichts mehr ausrichten.“

Nach Imola muss Verstappen dann ernsthaft über seine sportliche Zukunft nachdenken. Aus seinem Umfeld ist zu hören: Es geht nur noch um Red Bull oder Mercedes. Aston Martin, das Verstappen mit Millionen und Ex-Red-Bull-Genie Adrian Newey als neuen Autodesigner lockt, ist kein Thema. Franz Tost sieht aber noch ein Szenario: „Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass Max erst mal ein Jahr Pause macht und dann zurückkommt. Denn eins ist sicher: Jeder will Max im Team haben.“
RALF BACH

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