„Er kann sich anpassen wie kaum einer“

von Redaktion

Ex-Formel-1-Pilot Surer schreibt Verstappen im WM-Kampf noch nicht ab

Was ist für Max Verstappen möglich? © IMAGO

Der Schweizer Ex-Formel-1-Pilot, Formel-2 Europameister und BMW-Rennleiter Marc Surer (73) spricht vor dem Rennen in Imola (Sonntag, 15 Uhr/Sky und RTL) mit unserer Zeitung über Max Verstappens Dominanz und seine eigenen, teils lebensgefährlichen Unfälle.

Herr Surer, wie gefällt Ihnen die Formel-1-Saison 2025?

Für mich ist es ein spannender Dreikampf. Bei McLaren ist nicht eindeutig, wer die Nummer 1 ist. Wenn McLaren intern die Positionen nicht klar regelt, profitiert Verstappen.

Dennoch ist Red Bull hinterher. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Viele gute Leute sind weg, allen voran Adrian Newey. Jetzt scheinen Pierre Waché (Technikchef; d. Red.) und sein Team nicht mehr zu verstehen, wie das Auto funktioniert. In schnellen Kurven wie in Suzuka oder Abu Dhabi klappt es, sonst nicht. Sie kriegen die Abstimmung oft nicht hin.

Ist der McLaren aktuell das bessere Auto?

Ja, weil er unter allen Bedingungen funktioniert. Um Weltmeister zu werden, brauchst du so ein Auto.

Wer ist aktuell der beste Fahrer in der Formel 1?

Max Verstappen. Weil er selbst bei einem schlechten Auto das Maximum rausholt. Er kann sich anpassen wie kaum jemand sonst.

Verstappen steht auf ein Auto, das mit der Vorderachse extrem beißt. Warum tun sich andere damit so schwer?

Fahrstile sind tief in einem verankert. Ich hatte ähnliche Probleme, als ich Nelson Piquets Auto übernahm. Der fuhr mit wenig Kraft in den Armen, brauchte ein extrem frontlastiges Auto. Ich musste mir das erst zurechtbiegen.

Sie sagen, echte Champions passen sich auch an ein schlechtes Auto oder Set-up an. Müsste das dann nicht auch ein Lewis Hamilton im Ferrari können?

Wenn man sich Hamiltons Karriere anschaut, hatte er fast immer das beste Auto. Er ist genial, wenn das Auto passt – wie beim Sprint-Sieg in China. Aber wenn nicht, tut er sich schwer.

Anderes Thema: Zu Ihren Zeiten hatten Unfälle viel größere Auswirkungen als heute. Sie hatten zwei schlimme Crashs.

Beim ersten gab ein Radlager nach, drückte die Bremsbeläge zurück. Ich trat ins Leere und krachte in die Mauer. Die Folge: Beinbrüche. Zwei Jahre später experimentierte ich mit zu harten Federn. Die Aufhängung brach. Wieder Beinbrüche. Seitdem habe ich am rechten Sprunggelenk nur noch zehn Prozent, links 30 Prozent Beweglichkeit.

Heute wäre Ihnen das nicht passiert.

Nein. Heute sind die Autos aus Carbon und viel sicherer. Ich wäre lieber heute Fahrer. Mehr Geld, weniger Risiko.


INTERVIEW: RALF BACH

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