ZUM TAGE

Holstein Kiel muss Weltmeister werden

von Redaktion

Das wahre Bundesliga-Finale

Letzter Spieltag in der Fußball-Bundesliga – und wenn wir ehrlich sind: Viel an Spannung steht nicht mehr auf dem Programm. Das Heiden-Hoffen-Heimfernduell um das Vermeiden des Relegationsplatzes – nun ja, es wühlt uns nicht auf, wer gegen Elversberg antreten wird. Die große Champions-League-Entscheidung zwischen Freiburg und Frankfurt – reißt uns auch nicht von den Sitzen, denn es ist irrelevant, welcher der beiden Clubs nächste Saison in der Königsklasse einen undankbaren 27. Platz in der Vorrunde einnehmen wird. Das einzige Spiel, dem wirklich Bedeutung zukommt, ist das zwischen Borussia Dortmund und Holstein Kiel – aber nicht wegen der Perspektive des BVB, seinen Rush unter Trainer-Wunder Niko Kovac fortzusetzen und einen Startplatz im höchsten Wettbewerb Europas zu ergattern. Nein, hier geht es um sehr viel mehr: um die wahrhafte Wertigkeit des deutschen Fußballs. Damit er erstrahlt, ist ein Sieg des Kieler Sportvereins Holstein zwingend erforderlich.

Die Geschichte ist nämlich die: Borussia Dortmund trägt, seit es im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League den FC Barcelona geschlagen hat, den Titel des „inoffiziellen Club-Weltmeisters“. Statistik-Nerds haben sich in der Geschichte festgebissen. Im 19. Jahrhundert gab es in England das erste Fußballspiel, die siegreiche der beiden beteiligten Mannschaften war folglich der erste Club-Weltmeister. Als es mehr Teams gab und der erste Sieger geschlagen wurde, wanderte auch der (Jux-)Titel weiter. Irgendwann auch außerhalb Englands. Viele Jahrzehnte später war er bei Barca – das kürzlich vom BVB entthront wurde.

Dortmund hat nun die einmalige Chance, nicht nur inoffizieller, sondern auch tatsächlicher und von der FIFA gesegneter Club-Weltmeister zu werden. Dass die Schwarz-Gelben allerdings ohne einen Stolperer ins Finale des Riesenturniers in den USA durchmarschieren, ist unwahrscheinlich. Der BVB braucht nur in der Vorrunde gegen die Mamelodi Sundowns, Ulsan HD oder Fluminense Rio de Janeiro zu patzen – und der Unofficial-Titel ist womöglich für Generationen weg aus Deutschland. Holstein Kiel jedoch könnte ihn im Lande halten, ihn mit in die 2. Liga nehmen. So könnte das Unterhaus verschmerzen, dass ihm der HSV und vermutlich auch der 1. FC Köln abhanden kommen. Statt der besten gäbe es die weltmeisterlichste 2. Liga aller Zeiten.

Kiel müsste im Fall des Coups in Dortmund sich aber verpflichten, die Saison nicht mit einem internationalen Freundschaftsspiel ausklingen zu lassen oder die neue mit Tests gegen irgendwelche dänischen oder isländischen Sparringspartner zu beginnen. Ideal wäre es, schiede Kiel oder ein anderer Zweitligist dann irgendwann im DFB-Pokal gegen einen Sensations-Regionalligisten aus. Je tiefer der inoffizielle Club-Weltmeister spielt, desto geborgener ist der Titel. Darum und um nichts anderes geht es am Samstag im großen Finale der Bundesliga.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11