Vorsicht, Angstgegner!

von Redaktion

Bayern fordert Weißenfels

Nur noch in zivil: Carsen Edwards. © IMAGO

Der Aufreger: Mit diesem Wurf entschied Shabazz Napier das Punktspiel gegen den MBC für die Bayern. © IMAGO

München – Am Mittwoch hat Gordon Herbert seine Bayern-Basketballer noch einmal vor eine ganz andere Aufgabe gestellt. Die Profis um Kapitän Vladimir Lucic mussten am Starnberger See Flöße bauen und dann auch eine feste Strecke auf den schwimmenden Inseln zurücklegen. Die Sache ging gut, zumindest haben die Bayern bei der feuchten Extraeinheit keine weiteren Verluste neben den Verletzten Oscar da Silva und Carsen Edwards zu beklagen gehabt. Herbert meinte: „Ich hoffe, das hat uns weiter zusammen gebracht.“

Das dürfte auch nötig sein. Von diesem Samstag an (20 Uhr) beginnt in der BBL die heiße Phase im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Dann bekommen es die Bayern mit dem Mitteldeutschen BC zu tun. Ausgerechnet mit jenem Team also, das den Münchnern in dieser Saison schon das Unternehmen Titelverteidigung im Pokal vermasselt hatte. Mehr als das: Von drei Duellen entschied das Ensemble aus Sachsen-Anhalt deren zwei für sich. Und auch das bislang letzte gewannen die Bayern erst in allerletzter Sekunde auf sehr umstrittene Weise.

Dass auch der MBC zum Kreis jener Teams gehört, die Treffen mit dem Branchenführer zu einer Art Spiel des Jahres ausrufen, ist da fast schon eine Selbstverständlichkeit. Man hatte das auch im Pokal-Finalturnier sehen können, als sich die drei gegnerischen Fanlager im Halbfinale gegen den Favoriten verbündeten. Herbert findet das fast schon amüsant. „Es ist einfach so: Entweder hassen die Leute Bayern oder sie lieben Bayern“, sagte er mit einem Schmunzeln, „fast wie im Eishockey in Kanada: bei Toronto oder Montreal ist das genauso.“

Für die Bayern braucht es da trotz aller unbestreitbarer spielerischer Qualität das Clubmotto „mia san mia“. Oder wie es Weltmeister Andi Obst einmal ausdrückte: „Du musst das Bayern-Logo nicht nur auf der Brust tragen – du musst es verinnerlichen.“ In den vergangenen Wochen allerdings haben sich die Münchner eher angreifbar gezeigt. Regelmäßig kam man nur schleppend in die Begegnungen hinein, zuletzt gegen Ludwigsburg geriet man zwischenzeitlich um 22 Punkte ins Hintertreffen. „Vor allem das müssen wir ändern“, sagte er, „aber ich glaube, wir haben jetzt auch das Bewusstsein: Es gibt keine zweite Chance.“

Klar ist allerdings auch: Die Bayern werden spielerisch einen anderen Weg finden müssen als über weite Strecken dieser Saison. Denn mit Carsen Edwards fehlt ihnen die bislang schärfste Waffe. Der US-Amerikaner hatte mit Obst ein Offensivduo gebildet, das auch in Europa teilweise Maßstäbe setzte. Nun bleibt Obst, der Dauerarbeiter, der nicht weniger als 70 der bislang 71 Münchner Saisonspiele mitmachte. Er bekommt größere Aufmerksamkeit der Defensivreihen. Doch bislang weiß er sich durchaus zu befreien. Selbst sein Coach ist beeindruckt: „Er ist ein harter Arbeiter. Kommt früh ins Training, geht spät – Andi ist ein Vorbild.“

Ganz hat Herbert seinen US-Star noch nicht abgehakt. Auf „50:50“ taxiert er die Chance, dass Edwards in diese Playoffs noch eingreifen wird. Doch auch wenn daraus nichts wird – das Unternehmen Titelverteidigung soll daran nicht scheitern. „Wir sind eine Mannschaft“, sagte der Kanadier, „und wir werden es als Mannschaft auffangen.“

Ganz so eben, wie man sich auch auf dem Wasser behauptet hat.
RP

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