Die Rand- als Hauptfigur: Dr. Felix Brych in Augsburg. © dpa
Augsburg – Felix Brych pfiff ab. Das Spiel zwischen dem FC Augsburg und Union Berlin (1:2) – und seine eigene Karriere. Nach 21 Jahren in der Bundesliga und im Alter von 49 wollte der Jurist aus München „erhobenen Hauptes“ vom Feld gehen. Das konnte er tun – durch ein Spalier, das die beiden Mannschaften bildeten. Und zu auf seinen eigenen Fan-Club. Die Familie war in den Stadion-Innenraum gelassen worden, sie hatte Motto-Shirts dabei. „Es waren um die fünfzig Leute da“, meinte Brych, „auch Schiris mit Schiri-Karten“. Das ist ja eine der Segnungen, wenn jemand sich bereit erklärt, Fußballspiele zu leiten (und sich dadurch halt auch Anfeindungen auszusetzen): Es gibt unkompliziert Tickets für die Stadien.
Zum Abschluss einer Laufbahn mit 359 Bundesliga-Einsätzen und je zwei Europa- und Weltmeisterschaften hatte Felix Brych noch eine stressige Woche erlebt. „Ich bin ja auch ein Mensch, das frisst sich in die Seele rein“, resümierte er seine Karriere, die nicht ohne Fehlentscheidungen und Rückschläge – auf gesundheitlicher Ebene ein Kreuzbandriss im vorigen Jahr – gewesen war. Zum Abschluss wünschte er sich ein Spiel, das keinen Einfluss mehr hatte auf die Abschlussplatzierungen der beteiligten Teams. „Ich wollte keinen Flurschaden anrichten.“ Er kam ohne Gelbe Karte und ohne Videobeweis durch, doch versagte es sich, die Partie zu genießen. „Ich habe auch zu meinen Assistenten gesagt: ,Man darf nie nachlassen, das habe ich über die Jahre gelernt.‘“ Emotionen und Bier gestattete er sich erst nach dem erledigten Job. Dr. Felix Brych ist froh, „dass ich immer noch fit bin und keinen Kran zum Aufstehen brauche“.
Beruflich ist er abgesichert als „Stellvertretender Hauptabteilungsleiter Sport“ im Bayerischen Fußball-Verband in München. Eine Besserwisser-Karriere in den Medien wird er sich verkneifen und eher auf Sachebene „mein Wissen weitergeben“. Die Pfeife möchte er nur noch „für Benefizspiele und Spaßturniere“ an die Lippen führen.
GÜNTER KLEIN