Die WM ist für Deutschland zu Ende

von Redaktion

Vorrunden-Aus nach Penaltyschießen gegen Dänemark – Führung verspielt

Ein Abnutzungskampf, wie er im Buche steht: Manuel Wiederer und Alexander Ehl rangen mit ihren dänischen Kontrahenten um jeden Quadratzentimeter Eisfläche. © AFP/BO AMSTRUP

Herning/München – Mehr Drama ging nicht in diesem einen Spiel, bei dem klar war: Der Verlierer des Abends würde auch der große Verlierer dieser Eishockey-Weltmeisterschaft sein. Es ging mit einem 1:1 in die Verlängerung und noch weiter ins Penaltyschießen, es spitzte sich zu auf eine letzte Aktion. Das Ergebnis im Showdown zwischen Dänemark und Deutschland: 2:1 für die Dänen, dadurch verpasste das deutsche Team erstmals seit 2018 wieder das Viertelfinale.

Die Ansagen waren deutlich: „Es wird unser wichtigstes Spiel der WM sein“, meinte Moritz Seider, er riet seinen Mitspielern, es gar anzugehen wie „das wichtigste der Karriere“. Wer dafür nicht bereit sei, „der ist fehl am Platz.“ Bundestrainer Harold Kreis hatte 13 Stürmer nominiert (Yasin Ehliz, gegen die USA nicht berücksichtigt, war wieder dabei, Patrick Hager musste draußen bleiben), er ordnete an: „Öfter aufs Tor schießen.“ Doch kann man Verunsicherung einfach wegreden?

Dem verbalen Elan folgten erst mal keine Taten. Die deutsche Mannschaft spielte ein erstes Drittel, das so fahrig war wie schon einige andere Spielabschnitte in diesem Turnier. Die Dänen, mit ihrem frisch eingeflogenen NHL-Star Nikolaj Ehlers angetreten, gingen nach zwanzig Minuten mit 14:5 Torschüssen und 11:5 gewonnenen Bullys in die Kabine. Der Gastgeber hatte die dickeren Chancen, einige auch aufgelegt von deutscher Seite wie von Marc Michaelis; Philipp Grubauer im Kasten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hielt seine Mannschaft im Spiel. Offensiv kam von ihr gar nichts. Die Scheiben versprangen wieder auf dem zugegeben miesen Mehrzweckhallen-Eis. „Wir müssen aber auch die Schusslinien besser finden“, sagte Stürmer Maxi Kastner.

Es wurde besser im zweiten Drittel. Im Abnutzungskampf entwickelten die Deutschen allmählich so etwas wie Dominanz. In der 24. Minute ging Tim Stützle mit viel Speed durch, in der 29. Minute kam es nach einem Seider-Schuss zu einem Massengewühl vor dem dänischen Gehäuse – das waren die Vorboten des ersehnten „dreckigen Tors“. Verteidiger Korbinian Geibel, gebürtiger Starnberger und einst im Nachwuchs der Wanderers Germering, bevor er in Berlin groß wurde, schlenzte die Scheibe einfach mal Richtung Tor. Yasin Ehliz und Leo Pföderl nahmen Dänen-Goalie Frederik Dichow, der mit seinem 1,95 Meter großen Körper fast die gesamte Torfläche abdeckt, die Sicht – und so fiel nach 39:15 Minuten in Führung. Es hätte im zweiten Durchgang sogar noch das 2:0 fallen können, doch die Sturmreihe mit Kastner, Ehl und Wiederer verzockte sich bei einem Drei-auf-eins-Konter. Trotzdem: „Wir sind geduldig geblieben“, so Ehliz, „und wir müssen im Spielplan bleiben, nichts Vogelwildes versuchen.“

Nun mussten die Dänen wieder offensiv zulegen. Kurz hatten sie darauf hoffen können, dass Deutschlands Abwehrfels bröckeln würde. Der NHL-Star hatte sich in einen unfreiwilligen Spagat begeben, als ihm im Zweikampf der Schlittschuh wegrutschte – doch der Kapitän, der in fünf Jahren kein NHL-Match verpasst hat, kam aufs Eis zurück. Seider konnte die Situation aber nicht unterbinden, die Dänen-Star Ehlers trotz Jetlags mit dem Treffer zum 1:1 abschloss (50.). Zwei Minuten später schied DEB-Stürmer Michaelis aus. Er bekam einen Schuss ins Gesicht und zog eine Blutspur hinter sich her, als er das Eis verließ. Sinnbildlich.
GÜNTER KLEIN

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