Angefangen mit drei Jahren: Trainersohn Udo Kießling.
„Er ist kein Mensch, er ist kein Tier…“: Die 4 war Udo Kießlings Nummer. © imago (2)
München – Es war einer der bekanntesten Songs in den deutschen Eishockeystadien: „Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er trägt bei Köln die Nummer vier.“ Er galt Udo Kießling, der jahrelang die Abwehr des Kölner EC und der Nationalmannschaft zusammenhielt, auch das Spiel nach vorne antrieb und mit seiner Professionalität eine der großen Leitfiguren seines Sports war. Die Erinnerung an die Ära Udo Kießling ist noch sehr präsent, sodass man erstaunnt feststellt: An diesem Mittwoch begeht er seinen 70. Geburtstag.
Mit 320 Länderspielen ist er wohl uneinholbar Rekordnationalspieler. In der Bundesliga (und ab 1994 der DEL) verzeichnete er 1028 Einsätze. Sein Karriereende mit 40 Jahren kam sogar verfrüht. Ein Schuss hatte ihn verheerend im Gesicht getroffen, als er für den EV Landshut spielte.
Talent überschaubar, Fleiß enorm – so sah Udo Kießling das eigene Wirken. Schon mit drei Jahren stand er auf Schlittschuhen, sein Vater Gerhard war Staatstrainer in der DDR, die Familie setzte sich in den Westen ab, Kießling Senior wurde Bundes- und begehrter Vereinstrainer im Westen – anfangs gab es den jungen Spieler Udo im Paket dazu. Bis Kießling Junior irgendwann zur eigenen Marke wurde. Eine polarisierende Figur vor allem in der rheinischen Rivalität der 80er-Jahre zwischen Köln und Düsseldorf. Er gehörte zum Olympia-Bronze-Team von 1976 und war der erste Deutsche mit einem NHL-Spiel. Die Minnesota North Stars unterbreiteten ihm nach einem Spiel 1982 ein dauerhaftes Vertragsangebot, doch Kießling wog ab: In Amerika bestand die Gefahr, ins Farmteam geschickt zu werden und wenig zu verdienen – das deutsche Eishockey war der sicherere Hafen.
Eine Rolle als Trainer oder Funktionär mochte Kießling im Eishockey nicht spielen. Er nahm nach der aktiven Zeit ein paar Expertenjobs an, tauchte zu den Jubiläen seines Ex-Clubs Köln auf, sein Berufsleben spielte sich aber vor allem in der Immobilienbranche ab. Vor ein paar Jahren zog er von Köln nach Mittenwald, wo seine mittlerweile verstorbenen Eltern ihren Lebensmittelpunkt gehabt hatten. Udo gründete die Firma „Kiessling by nature“, mit der er „Spaß und Action“ im Karwendel anbietet. Der Kölner Express, dem Kießling viele Schlagzeilen geliefert hatte, stellte fest: „Hier hat jemand seine innere Ruhe gefunden.“
GÜK