ZUM TAGE

Der trügerische Glanz der Liga

von Redaktion

Aus bei der Eishockey-WM

Eine Eishockey-Weltmeisterschaft findet jedes Jahr statt, bei dieser hohen Frequenz bleiben Schwankungen nicht aus. Titelverteidigungen sind nicht die Norm, der stolze Champion scheitert bei nächster Gelegenheit im Viertelfinale – das ist alles schon passiert. Zu vielfältig sind die Faktoren, die den Erfolg fördern oder hemmen. Wie sind die Gruppen eingeteilt? Wie ist der Spielplan gebaut? Unabsehbar sind die Dynamiken, die sich in einem Turnier entwickeln. 2018 sind die Deutschen binnen drei Monaten Nummer zwei (Olympia in Pyeongchang) und Nummer elf (WM in – aufgemerkt – wie jetzt Herning) geworden, und nun mussten wir erleben, dass ein sich von der Sensationssilbertruppe von 2023 gar nicht so sehr unterscheidender Kader das Viertelfinale 2025 von zuhause aus anschauen muss.

Verkneifen sollte man sich den Einstieg in eine Trainerdiskussion. Chefcoach Harold Kreis genießt allseits fachliche wie menschliche Wertschätzung, er hatte zudem ein Assistententeam, das besser nicht hätte besetzt sein können als mit Serge Aubin, der mit Berlin vier der vergangenen fünf Meisterschaften gewonnen hat, und dem Bremerhavener Alexander Sulzer, der als herausragendes Trainertalent gilt. Das war und ist ein Top-Standard. Das Beste, was die Deutsche Eishockey Liga, die die Basis für das Nationalteam stellt, hergibt.

Doch man muss auf die Liga zu sprechen kommen. Die DEL hat sich in den zurückliegenden beiden Jahren gefeiert. Sie ist die Liga mit den höchsten Zuschauerzahlen in Europa, die TV-Quoten steigen. Doch sie feiert sich ein bisschen zu sehr, auch der Jubel der sie begleitenden Medien hat eine unangemessene Lautstärke erreicht. Beispiel: Der Kölner Justin Schütz wurde tagelang bejubelt für sein die Halbfinalserie gegen Ingolstadt entscheidendes Tor. Es war aber sein einziges in 17 Playoff-Spielen. Und ohne ihn für das Ausscheiden bei der WM verantwortlich zu machen: In Dänemark hat er so gespielt, wie seine Form es erwarten ließ. Oder die Berliner: Könige der Liga, Leo Pföderl DEL-Spieler des Jahres, doch bei der WM ein Ausfall. In der Champions League waren die Eisbären an Zürich abgeprallt – kein Zufall, wie die WM zeigte. Außerdem: 0:5 verloren die Münchner, mit einem stattlichen Block in der Nationalmannschaft vertreten, ihr Arenaeröffnungsspiel gegen Buffalo, es hätte auch 0:10 ausgehen können – eine Warnung, über die man zu leicht hinweggegangen ist. Die WM-Analyse muss in den Clubs beginnen.

Und weil schon vom deutschen Dream-Team bei Olympia 2026 geträumt wurde: Ja, da werden aus der NHL Superstar Leon Draisaitl, JJ Peterka und Nico Sturm zur Verfügung stehen, Lukas Reichel, Tim Stützle, Moritz Seider und Philipp Grubauer werden wiederkommen, der junge Tormann Arno Tiefensee und Joshua Samanski dann vielleicht auch NHL-Spieler sein. Ein potenzieller Kader liest sich super, doch Herning hat eben auch gezeigt, dass NHL-Cracks ihresgleichen um sich heru, brauchen, um zu wirken. Seider und Stützle als Einzelkämpfer gingen im internationalen Mittelmaß der anderen verloren.

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