Die Bayern können auch Arbeit

von Redaktion

Basketballer zeigen im Viertelfinale Defensivqualitäten – das zahlt sich aus

Nur nicht zurückstecken: Bayerns Justus Hollatz (r.) im Duell mit dem Weißenfelder Ivan Tkachenko. Zweimal waren die Münchner in diesem Viertelfinale schon der souveräne Sieger. © IMAGO

Weißenfels – Janis Gailitis hatte das Unheil schon gegen Ende der ersten Halbzeit kommen sehen. „Sie spielen mit Intensität“, brüllte der Trainer des Mitteldeutschen BC seinen Spielern da zu, „und wir reagieren.“ Doch so sehr sich seine Profis in diesem zweiten Teil der Viertelfinalserie auch mühten – aus dem Griff der Gäste aus München vermochte sich der bisherige Bayern-Schreck zu keiner Zeit zu befreien.

Am Ende stand ein deutliches 80:65 für die Bayern, und damit das 2:0 in der Serie. Und auch deren zuletzt eher kritisch gestimmter Trainer Gordon Herbert stellte einigermaßen erfreut eine Entwicklung bei seinen Schützlingen fest. „Wir haben das Spiel diktiert, mit unserem Einsatz in der Verteidigung“, sagte er, „wenn wir so verteidigen und zusammenhalten, sieht es gut aus.“

Und das ist insofern schon bemerkenswert, als die Münchner pünktlich zum Playoffstart zu einer Qualität gefunden haben, der sie zuvor über die gesamte Saison vergeblich hinterhergejagt waren. Die Statistik der Euroleague weist die Bayern als drittschlechteste Defensive des Jahres aus – einzig Maccabi Tel Aviv und Alba Berlin fingen sich noch ein paar mehr Körbe ein. Daran konnte auch der, zum besten Verteidiger der Königsklasse gekürte Nick Weiler-Babb nichts ändern. Doch nun sieht auch der sich und seine Bayern auf dem richtigen Weg: „Wir machen einen guten Job.“

Das Skurrile ist, dass Herbert eigentlich stets der Ruf anhing, an der Defensive orientiert zu sein. Doch diese Vorliebe hat er in diesem Jahr lange geopfert, auch weil er mit Carsen Edwards und Andi Obst ein ziemlich unwiderstehliches Offensiv-Gespann hat. Heraus kamen Verrücktheiten wie das 109:107 zu Saisonbeginn über Paris Basket. Was auch für das Duell mit dem Mitteldeutschen BC, nach Oldenburg und Berlin die drittproduktivste Offensive der BBL, einiges erwarten lassen hätte. Doch wohl auch mit Blick auf das 93:95 im Pokal-Halbfinale, änderten die Bayern ihre Herangehensweise. Hielten den Pokalsieger in den beiden Viertelfinals bei 60 beziehungsweise 65 Punkten. Mehr harte Arbeit als großer Zauber – dafür nimmt man hart Kurs aufs Halbfinale.

Schon am Samstag (16.30 Uhr) könnte es so weit sein. Dann geht die Serie in die dritte Runde. Und das wieder im SAP Garden, der inzwischen auch das, eigentlich von Beginn an vorgesehene Tribünenkonzept vorweisen kann. Womit nun 11 500 Fans dabei sein können. Und die werden es am Ende wohl auch wieder sein. Mittwochvormittag waren bereits 9700 Tickets für das, zum Familienspieltag ausgerufene Duell verkauft.

Der Hauptrundensieger wäre bei einem Sieg der erste Halbfinalteilnehmer. Wobei man auf den Gegner vielleicht nicht lange warten muss. Denn auch Heidelberg mit dem Ex-Bayern Paul Zipser hat etwas überraschend schon zwei Spiele gegen Chemnitz knapp für sich entschieden. Klappt es am Sonntag in Sachsen mit dem dritten Streich, dann wären die Heidelberger der potenzielle Münchner Gegner.

Soweit allerdings will man bei den Bayern fürs Erste noch nicht denken. „Wenn wir glauben, wir sind jetzt schon durch, dann werden wir uns am Dienstag in Weißenfels wiedersehen“, betonte auch Weltmeister Johannes Voigtmann. Die wieder entdeckte Defensive soll das verhindern.
RP

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