Hiller-Nachfolge: Verl-Keeper im Visier

von Redaktion

Torwartsuche bei 1860: Wölfe-Leihgabe Philipp Schulze (22) ist der Topfavorit

Zupackender Typ: Philipp Schulze. © IMAGO

München – Alles neu macht der Mai, auch im Fußball. 2024/25 ist seit einer Woche Geschichte, die neue Saison startet erst im August, und die Löwen haben schon ein paar wegweisende Entscheidungen getroffen. Aktuelle Tendenz: Der Kader wird erfahrener, angeleitet von Kapitän Jesper Verlaat und den prominenten Sturm-Rückkehrern Volland/Niederlechner. Einen Kahlschlag gab es beim Nachwuchs (von Ott über Kloss bis Bangerter), und auch im Tor wagt der Drittliga-Dino einen Neuanfang. Fanliebling Marco Hiller weg, Torwarttrainer Harry Huber weg, U 21-Keeper Erion Avdija weg, Zukunft von Miran Quela aus der U 19 fraglich (Vertrag läuft aus). Priorität hat die Suche nach einer neuen Nummer eins. Wie unsere Zeitung weiß, führt eine heiße Spur nach Wolfsburg – zum ehemaligen DFB-Auswahlkeeper Philipp Schulze (22).

Schulze, seit seinem 14. Lebensjahr beim VfL, lernte zuletzt als Leihkeeper die 3. Liga kennen, im ersten Halbjahr 2024 beim Halleschen FC (14 Einsätze), zuletzt über eine ganze Spielzeit als Stammtorwart des SC Verl (38 von 38 Spiele). Erst am vorletzten Spieltag, beim Goldene-Ananas-2:2, traf er auf die Löwen, die ihn schon länger auf dem Schirm haben. Seine Vorzüge beschreibt Verl-Sportchef Sebastian Lange so: „Philipp ist ein außergewöhnlicher Torhüter. Er hat eine starke Ausstrahlung, zeigt hervorragende Präsenz und coacht lautstark.“ Aus 1860-Sicht kommt ein nicht zu unterschätzender Vorzug dazu: Schulze ist Baujahr 2003, geboren am 29. Januar. Speziell für Drittligisten macht ihn das attraktiv, Stichwort U 23-Quote.

Die sog. U 23-Regelung wurde eingeführt, um deutschen Talenten Profierfahrung zu verschaffen. Sie schreibt Drittligisten vor, an jedem Spieltag mindestens vier Talente im 20er-Kader zu melden, die für ein DFB-Auswahlteam auflaufen könnten und bis zum Ende der Saison nicht älter als 23 sind. In Schulzes Fall wäre dieses Kriterium erfüllt – nach dem Talente-Exodus gibt es sonst aktuell nicht viele U 23-Löwen, die diese Vorgabe erfüllen würden (von Sean Dulic abgesehen). Was aus Schulzes Sicht noch für einen Wechsel nach München spräche: Er hätte bei 1860 Aussicht auf eine weitere Saison mit 38 Einsätzen. René Vollaths neue Aufgabe als Huber-Nachfolger besteht darin, den Hiller-Nachfolger fit zu machen – ohne ihm als Rivale im Nacken zu sitzen.

Leider gibt es aus 1860-Sicht aber auch etwas, das gegen einen Wechsel spricht: Schulzes Vertragslaufzeit. Bis 2026 an den VfL gebunden, verbietet sich ein weiteres Leihgeschäft, und ob die Löwen eine Ablöse im Kreuz haben, ist fraglich. Ob‘s klappt, dürfte von Christian Werners Verhandlungsgeschick abhängen. Funfact: Der Sportchef war früher selber Torwart (bis zur Oberliga), dürfte daher also einschätzen können, warum er speziell im Löwen-Tor die aktuell größte Kaderbaustelle sieht.
ULI KELLNER

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