Nicht siegreich, aber überzeugend: Filip John & Co. im BMW Park. © IMAGO/Stegemann
München – Als alles vorbei war, hatten die deutschen Volleyballer dann doch noch einen sechsten Satz vor sich. Die Spieler um Daniel Malescha von Meister Berlin Volleys drehten ihre Runden und gaben geduldig Autogramme. Ein paar Meter weiter atmete Trainer Thomas „Bob“ Ranner tief durch: „Ich glaube, wir können stolz auf so einen Nachmittag sein.“
Da spielte es auch keine Rolle, dass das deutsche Nationalteam einen mitreißenden Auftritt am Ende nicht ganz veredeln konnte. Mit 2:3 musste man sich im BMW Park Weltmeister Italien geschlagen geben. Aber es war ein Spiel, das in die Gesamtentwicklung der beiden vergangenen Jahre passte, in der sich die deutschen Männer auf Augenhöhe zu den Allerbesten bewegten. Am Sonntag ließ man aufblitzen, dass man auch ohne die erste Garde, die bei den Spielen in Paris für soviel Aufsehen sorgte, konkurrenzfähig ist.
Ranner kennt den zentralen Grund, der in München (noch) gar nicht mit von der Partie war: „Der Bundestrainer.“ Michal Winiarski, der Chef, der sich gerade noch von den Strapazen des verlorenen Champions League-Finals mit seinem Heimatclub mit dem sperrigen Namen Aluron CMC Warta Zawiercie erholt. Ranner beschreibt den 41-jährigen Polen als Typ Menschenfänger. „Taktisches Verständnis haben viele“, sagte er, „er ist einer, der begeistern und motivieren kann.“
Und der vor allem Vertrauen schenkt. Was auch für Ranner selbst gilt. Dem Mann, der im Hauptjob den Bundesligisten Herrsching befehligt, legte er das Duell mit Italien ohne zu Zögern in die Hände. Keine leichte Aufgabe, es hing viel an der Partie. Der 50. Geburtstag des bayerischen Verbandes, zum ersten Mal seit 22 Jahren schauten die DVV-Männer deshalb wieder mal in der Landeshauptstadt vorbei. Der BMW Park war mit 6575 Zuschauern vollgepackt. Doch die Stars um Altmeister Georg Grozer urlauben derzeit noch oder schauten wie Johannes Tille zu.
Doch Winiarski und Ranner stellten ein Team auf. Klar, mit viel Münchner Herz. Malescha ist gebürtiger Münchner und war entsprechend entrückt: „Unglaublich schön, mal wieder hier zu spielen.“ Libero Lenny Graven stammt aus Dachau. Eric Burggräf und Filip John spielten zuletzt in Herrsching, der Karlsruher Fabian Hosch wird wohl im Sommer an den Ammersee wechseln. Aber es ist eine Mischung, die sich auch auf dem Feld bewiesen hat. Weshalb Ranner auch gar nicht von einer zweiten Garde sprechen will. „Diese Jungs haben alle ihre Chance verdient“, sagte er.
Was demnächst auch auf noch höherer Ebene passieren wird. Teil eins der Nationenliga Mitte Juni in Kanada mit Partien gegen Gastgeber Kanada, Italien, Bulgarien und Frankreich wird das DVV-Team wohl in weitgehend gleicher Besetzung bestreiten.
RP