Dass das Trainerkarussell in der Fußball-Bundesliga in Schwung kommen würde, war erwartbar. Dass der, der als interessantester neuer Mitfahrer ausgemacht wurde, sich für eines der kleinen Wägelchen entschied, ist indes eine Überraschung: Sandro Wagner zum FC Augsburg klang unwahrscheinlicher als jede andere Variante. Doch es ist geschehen.
Was das über Sandro Wagner aussagt: Dass er planvoll an seine Cheftrainerkarriere herangeht. Einen international tätigen Club hätte er aufgrund seiner Lehrgangspflichten für den Erwerb der finalen Trainerlizenz nicht annehmen können, das erste Halbjahr wäre schon brandgefährlich geworden. Augsburg ist weniger Schleuderstuhl als Leipzig, Wolfsburg oder Hoffenheim, die Chancen, die drei Vertragsjahre zu überstehen und mit einer Bilanz abzutreten, die Empfehlung ist für höhere Aufgaben, stehen gut. Der FCA hat eine solide Start-Basis.
Aber: Der FC Augsburg wird nicht mehr das ganz ruhige Umfeld bieten, wie es bisher der Fall war. Denn das war ja der Grund, sich um einen wie Sandro Wagner zu bemühen. Man will im 15. Jahr in der Bundesliga ein wenig mehr schillern, Beachtung erfahren, die mediale Strahlkraft erhöhen. Der FCA muss sportlich besser werden und seine Außendarstellung interessanter.
Die Zielsetzung kann nicht mehr lauten: Vor allem nicht absteigen. Auch das zuletzt formulierte „gerne ab und zu mal einstellig“ reicht nicht aus. Das wäre der FC Augsburg die vergangenen beiden Jahre unter Jess Thorup fast geworden – und man hat ihn entlassen. Wer einen begehrten Mann wie Sandro Wagner holt, muss sich schon zu den Plätzen für den Europacup hin bewegen im Verlauf der vereinbarten drei Jahre. Man war schon mal Achter (2014) und Fünfter (2015) – und von den Strukturen noch nicht so gewachsen und gefestigt wie jetzt. Dafür muss der FCA allerdings auch seine Transferpolitik überdenken. Zuletzt war es so, dass die schwäbischen Kaufleute jede Verkaufsmöglichkeit mit guter Renditeaussicht realisierten: Mergim Berisha (2023), Ermedin Demirovic und Arne Engels (2024) wurden, kaum integriert, zu Geld gemacht. Diese Haltung sollte sich in nächster Zeit verbieten. Man muss dem neuen Trainer schon was bieten, um dann was von ihm verlangen zu können.