Gute Erinnerungen: Das letzte Treffen Anfang März entschieden Justus Hollatz (li.) und die Bayern gegen Ryan Mikesells Heidelberger mit 87:78 für sich. © IMAGO
München – Justus Hollatz blinzelte einmal kurz in die warme Frühlingssonne, aus dem Hintergrund scherzte Youngster Ivan Kharchenkov dem Spielmacher der Basketballer des FC Bayern zu. Doch Hollatz war die entspannte Atmosphäre gar nicht wirklich recht. „Ich weiß nicht, warum wir jetzt eine ganze Woche lang Pause haben“, sagte er.
Am Sonntag geht der Betrieb der BBL-Playoffs für die Münchner weiter. Um 16.30 Uhr treten die Academics Heidelberg zum ersten Halbfinale im SAP Garden an. Und es könnte die größte Herausforderung sein, den Motor für die Fortsetzung der Playoffs nun wieder anzuwerfen. Ganz bewusst hatte Trainer Gordon Herbert Mitte der Woche im Training den Ernstfall simulieren lassen.
Wobei in diesen Tagen viel darauf hindeutet, dass die Bayern ein solches „Problem“ wohl nicht mehr lange haben werden. Am Rande des Final-4-Turniers der Euroleague beschlossen die Clubs mehrheitlich, die Königsklasse auf 20 Teams aufzustocken. Bereits in der kommenden Saison haben die Münchner, die offenbar gegen das neue Modell gestimmt hatten, damit also in den Hauptrunden von Euroleague und BBL insgesamt 72 Spiele sicher. Mit Pokal und Playoffs könnte die Belastung auf 85 bis 90 Saisonspiele steigen.
Das wird Konsequenzen haben, ahnt Gordon Herbert. „Du wirst einen noch größeren Kader brauchen“, sagte der Bayern-Coach, der im Endspurt dieser Saison sogar den Luxus hatte, mit den Nachverpflichtungen Justus Hollatz und Jack White zwei Spieler nur in der BBL aufzubieten. Allerdings dürfte die Vergrößerung nicht ganz einfach werden, denn mit dem BC Dubai und Hapoel Tel Aviv kommen nicht nur zwei weite Reisen, sondern auch zwei finanziell potente Newcomer in die Euroleague. „Klar ist: Die Gehälter werden deutlich steigen“, sagte Herbert, „das ist gut für die Spieler, aber nicht so gut für den FC Bayern.“ Schon die Vorzeigekräfte dieser Saison wie Carsen Edwards, Nick Weiler Babb oder Shabazz Napier an Bord zu halten, dürfte alles andere als einfach werden. Dem Vernehmen nach sollen die Münchner schon möglichen Ersatz an der Angel haben. Das litauische Guard-Talent Rokas Jokubaitis, derzeit noch bei Maccabi Tel Aviv, soll einem Engagement in München nicht abgeneigt sein.
Doch vor allem auf die Nationalspieler wartet Schwerstarbeit. Die EM im Sommer geht am 14. September zu Ende. Gut eine Woche später wird das erste Euroleague-Spiel auf dem Kalender stehen, der BBL-Auftakt ist für den 26. September eingeplant. Zumindest Hollatz sieht es locker: „Als Spieler spielst du lieber als zu trainieren.“
Ist ja vorerst auch noch Zukunftsmusik. Erst einmal wollen die Bayern ihren Meistertitel verteidigen, um eine bis dato ordentliche Saison mit einer Trophäe zu veredeln. Hollatz sieht sich und die Seinen auf dem richtigen Weg. „Wir müssen da weitermachen, wo wir im Viertelfinale aufgehört haben“, sagte er. Sein Trainer indes warnt: „Heidelberg ist ein sehr kompaktes und gut gecoachtes Team.“ Das musste der Trainer-Routinier fast so sagen. Mit dem finnischen Gästecoach Danny Jansson verbindet ihn schon lange eine Freundschaft.
PATRICK REICHELT