Natürlich springt bei vielen in München noch mal die Zeitmaschine an. Ein solches Europapokalendspiel gab es in der bayrischen Landeshauptstadt zwar schon viermal, aber am präsent ist die Auflage vom 19. Mai 2012, firmierend unter dem überstrapazierten Begriff vom „Finale dahoam“. Ja, es gab ein tränenreiches Scheitern der Bayern gegen Chelsea, aber das geriet zum Grundstein für den Coup im Jahr danach in Wembley gegen Dortmund.
In Vergessenheit geriet, was sich an Vorfreude, Lebenslust und Begeisterung aufgebaut hatte. Das Knistern war in jenen Tagen mit Händen zu greifen. Am Donnerstag zuvor strömten 50 000 Menschen ins altehrwürdige Olympiastadion, bloß um das noch an die Männer angekoppelten Champions-League-Finale der Frauen zu verfolgen. Der 1. FFC Frankfurt konnte sich so mit der Kulisse über eine Lehrstunde gegen Lyon hinwegtrösten.
Die Show stimmt
In den Folgejahren schaffte es die UEFA, für diesen Showdown die Aufmerksamkeit immer weiter zu vergrößern. Die Show stimmt, und auch die sportliche Qualität ist enorm. Auch deshalb ist die Königsklasse für die europäische Dachorganisation die Lizenz zum Gelddrucken geworden. Ganz locker konnte die Uefa fast 2,5 Milliarden Euro an seine 36 teilnehmenden Klubs ausschütten.
Und mit der Nations League haben die Strippenzieher aus Nyon einen weiteren Wettbewerb geschaffen, dem in diesem Fall München gleich noch mal den roten Teppich ausrollt. Auch das bringt München Ruhm – und der UEFA Reichtum. Das Ende der Fahnenstange ist vielleicht bei der Anzahl der Spiele, nicht aber den Erlösen erreicht. Das schürt Neid. Seit längerem wächst der Argwohn der Fifa auf den europäischen Verband.
FIFA-Präsident Gianni Infantino will mit der auf 32 Mannschaft aufgepumpten Club WM in den USA die Vorherrschaft der Uefa aufbrechen. Es gibt Gründe, das Geschäft globaler zu denken. Was der ebenso machthungrige wie geldgierige Infantino jedoch übersieht: Der 1955 gegründete Europapokal der Landesmeister ist ein gewachsenes Gebilde. Und kein eilig in den Kalender implantiertes Kunstprodukt.