Duell der Giganten

von Redaktion

Entscheiden die Torhüter Donnarumma und Sommer das Finale?

1,83 Meter misst Yann Sommer, dafür aber ist er „schnell und sehr stark im Kopf, beidfüßig exzellent“. © IMAGO

Gianluigi Donnarumma besticht durch seine Präsenz auf dem Feld, „wie ein riesengroßes Tier.“ © IMAGO/Callis

München – Irgendwann muss man nach vorne blicken. Und auch wenn es den hunderttausenden Fans des FC Bayern in München wehtut, dass an diesem Samstag nicht Manuel Neuer und Co. um die europäische Krone spielen, sondern Paris St. Germain und Inter Mailand, kann man ja mal versuchen, sich auf dieses „Finale dahoam“ einzustimmen. Ein guter Tipp für die optimale Vorbereitungen: Video-Schnipsel aus den Champions-League-Halbfinals, die ausschließlich Paraden zeigen. Denn nicht nur Adi Music, Inhaber einer der größten Torwartschulen Europas und somit absoluter Experte, ist sich seit der Vorschlussrunde sicher: „Die Torhüter werden am Samstag die wichtigsten Männer auf dem Platz sein.“

Die Schlagzeilen waren vor drei Wochen unisono zu lesen. „Mailand dank Sommer im Finale“, hieß es in Italien. „Donnarumma verhilft Paris ins Endspiel“, konnte man in Frankreich lesen. Und wer macht jetzt sein Team zum europäischen König? Das kann auch Adi Music nicht beantworten. Aber er kann die Zeichen deuten. Zwar ist PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma in allen offiziellen Statistiken vor Inter-Keeper Yann Sommer gelistet, der offiziell „nur“ der zweitbeste der Welt ist. „Allerdings ist der Druck“, sagt der Kroate, „beim Keeper immer ein entscheidender Faktor.“ Wer „Kinder der ganzen Welt“ im Kasten trainiert und aktuell acht (Junioren-)Nationalkeeper begleitet, weiß, wovon er spricht. Und so hat Sommer für Music den „entscheidenden Vorteil, dass PSG eigentlich gewinnen muss – während an Inter weniger Erwartungen gestellt werden“.

Die Psychologie ist ein Torwart-Ding. Denn das Gefühl der Unschlagbarkeit entwickelt sich freilich aus einem gesunden Selbstvertrauen. Wer viel auf den Kasten kriegt und viel hält, fühlt sich schnell unüberwindbar. Und wer aus einer guten Saison kommt, kann so ein Finale eben auch alleine prägen. In der Lage dazu sind beide, da ist sich Music sicher. Und wenn man ihm zuhört, hört man tatsächlich auf beiden Seiten viele positive Aspekte.

Sommer etwa, vor zwei Jahren vom FC Bayern geflüchtet, hat inzwischen längst bewiesen, „dass es als Keeper nicht um die Größe geht“. 1,83 Meter ist der Schweizer „klein“, dafür aber ist er „schnell und sehr stark im Kopf, beidfüßig exzellent und trifft unter Druck die richtigen Entscheidungen“. Was Music besonders imponiert: die Geschwindigkeit, in der der 36-Jährige nach einer Parade wieder aufsteht. „Donnarumma“, sagt Music, „braucht mehr Zeit, um hochzukommen“. Dafür hat der um gute zehn Jahre jüngere Pariser Hühne andere Vorteile.

Wer 1,96 Meter misst, besticht alleine durch seine Präsenz. „Wie ein riesengroßes Tier“ gebe sich Donnarumma auf dem Platz, sagt Music lachend. Dazu die „Super-Reflexe, die Sprungkraft“, der italienische Europameister sei „der modernere Torwart. Er prägt das Spiel wie einst Oliver Kahn und nun lange Zeit Manuel Neuer“.

Schlagworte, die das Torwartspiel der Zukunft beschreiben: „Konzentration, Ballbesitz, Spiel lesen.“ Das sagt Music auch all den Talenten, die in seiner Torwartschule in Karlsfeld Woche für Woche üben – und Donnarumma in großen Teilen nacheifern.
HANNA RAIF

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