TV-KRITIK

Drümrüm: Dadaistische Dialoge

von Redaktion

Cruise, Beckham, Henry

Wer das „Finale dahoam“ aus der FC Bayern-Perspektive erlebt hat, dahoam auf der Chaiselongue, der Récamière oder dem Fauteuil – der hat einem Mordsspektakel beigewohnt. Okay, beim ZDF haben nicht Tom Cruise und David Beckham kommentiert, wie bei CBS. Dort hat Beckham gejuxt: „Tom wollte mit dem Fallschirm ins Stadion springen.“ Aber da hat wahrscheinlich das KVR einen Herzkasperl bekommen und dem 42-jährigsten 62-Jährigen der Welt das Stadion-Hüpfen untersagt. Cruise musste dann eh nach einer Stunde weg, wie früher bei Gottschalk auf dem Kanapee. Dafür sind Chris Kramer, Per Mertesacker und Jochen Breyer dageblieben. Von denen weiß man ja, dass sie der TV-Konkurrenz „Hochhaus überlegen“ sind, wie es Olli Schmidt ausdrückt.

– Le drümrüm: Uns ist immer noch ganz französisch zumute. Monsieur Breyer stichelte, dass Cruise und Beckham längst nicht „so fachkurvig“ seien wie seine beiden Experten. Ob „fachkurvig“ eine Anspielung auf Pölsterchen nach dem Karriereende war, blieb unklar. Es hat jedenfalls Spaß gemacht. Und das Schöne daran: Übermorgen geht’s im ZDF aus der Arena bei der Nations League direkt weiter. O-Ton Breyer: „Wir hätten unser Wurfzelt aufstellen können.“

– Les experts: Zwischen den Weltmeister-Buddies Chris und Per entsponnen sich wunderbar dadaistische Dialoge. Bestsellerautor Kramer war stimmlich angriffen, weil sich die Hotel-Klimaanlage nicht ausschalten ließ. Schuld war Monsieur Mertesacker: „Ich hab Per noch angerufen. Er hat gesagt, er weiß, wie es geht, aber er hat mir nicht geholfen.“ Eistonnen-Merte nannte PSG konsequent „PS Ché“, was nach einem Revolutionär beim Autofahren klingt. Und er verriet, dass PS Ché-Keeper Donnarumma der beste Torwart von allen ist, dass aber Inter mit Bayern-Flüchtling Sommer den besten Torwart hat. Kramer listig: „Ich hab ihn überzeugt.“

– Les commentateurs: Olli Schmidt nannte die gestörten Millionen-Summen in der modernen Fußballindustrie zurecht „obszön verrückt“. Kollegin Fritzy Kromp analysierte klug, dass sich Inter-Inzaghi mit seinen frühen Wechseln verzockt hat. Dass man das Co-Kommentieren durchaus lernen muss, merkte man daran, dass sie sich beim 5:0 einen Wolf laberte, statt aufs Spiel zu achten. Mon dieu, wo war der renard silencieux, wenn man ihn braucht, le Schweigefüchs?

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