ZUM TAGE

Ein Abend als Statement: PSG erst am Anfang

von Redaktion

Die Gefühle, mit denen die Verantwortlichen des FC Bayern am Samstag in Richtung Fröttmaning aufgebrochen sind, hat Alphonso Davies in einem simplen Satz verpackt. „This should be us“ – „das sollten wir sein“ –, sagte der Verteidiger, während der spätere Champions-League-Sieger Paris und Inter Mailand sich in der Allianz Arena aufwärmten. Ja, die Dramaturgie dieses „Finals dahoam“ im Jahr des 125-jährigen Bestehens war herrlich, hatte sich im Laufe des Frühjahrs aber irgendwie verflüchtigt. Auf dem Thron steht heuer verdient PSG – während die Meister aus München auf der Tribüne artig Applaus klatschten.

Der Blick zurück darf am Ende eines Wettbewerbs nicht fehlen. Und immerhin steckt in ihm die Erkenntnis, dass auch Teams, die sich im Laufe einer Spielzeit erst finden müssen, am Ende triumphieren können. PSG kam nicht ohne Makel durch die Ligaphase (auch Bayern gewann 1:0), sie mussten sogar in die Zwischenrunde, ehe sie in den K.o.-Spielen die halbe Premier League ausschalteten und den „alten Männern“ von Inter die Grenzen aufzeigen durften. Am Ende aber stand ein historisches Endspiel. Eine Demontage. Eine Machtdemonstration. Ein Abend als Statement.

Die Vokabel „das neue Paris“ wurde rund um diese Sommernacht fast inflationär bemüht. Denn natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass PSG ausgerechnet nun glänzt, wo der Fußball-Glamour die Stadt der Liebe verlassen hat. Der Star heißt nicht mehr Neymar oder Mbappé, Messi ist schon lang Geschichte. Und trotzdem sollte man bei all der Euphorie um den wunderbaren Fußball nicht ganz außer Acht lassen, dass auch im letzten Sommer von Clubboss Nasser Al-Khelaifi mehr als 200 Millionen in neue Spieler wie unter anderem Kvaratskhelia (70), Neves (60) und Doué (50) investiert wurden. So ganz nebenbei.

Um es vorsichtig zu sagen: Der Mann regiert den Fußball – und das Geld ist nicht ganz unschuldig am großen Wurf. Trotzdem muss man sich als Fan nicht schämen, wenn man den PSG-Fußball genießt. So jung wie noch nie ein Finalist, gelenkt von Strategen wie Vitinha und Neves, geführt von Urgestein Marquinhos, beflügelt von Künstlern wie Doué, Dembelé und Kvaratskhelia: Dieses Enrique-Team macht Spaß – und steht erst am Anfang. Das ist die Erkenntnis, mit der auch die Bayern-Bosse die Arena verließen. Ob die Gefühle besser waren als auf der Hinreise? Fraglich.

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