Am Mittwoch wieder in München: Portugiese Vitinha. © afp
Wenn die Finalteilnahme nach ein paar Minuten endet: Yann Aurel Bisseck. © IMAGO/SVEN SIMON
München/Herzogenaurach – Yann Aurel Bisseck spielte das gesamte Repertoire an Enttäuschung – oder wie sein Trainer Simone Inzaghi sagte: „Verbitterung“ – durch. Die Medaille, die UEFA-Präsident Aleksander Ceferin ihm um den Hals gehängt hatte, nahm er im Weitergehen gleich wieder ab, und als für den Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain die Konfettikanonen zündeten, wandte der Verteidiger von Inter Mailand und deutsche Nationalspieler der Szenerie den Rücken zu. Nur kurz gönnte er sich einen Blick über die Schulter. Die Münchner Arena verließ er humpelnd und gegenüber den Medien wortlos.
Bisseck, der Kölner, war der deutsche Vertreter im Endspiel der Königsklasse. So wie früher Toni Kroos von Real Madrid, dem die für die Turniervorbereitung versammelte Nationalmannschaft in ihrem jeweiligen Quartier zuschaute. Im „Home Ground“ in Herzogenaurach stürmte und regnete es, und das passte zur Situation, in die Bisseck in München geriet. In der 54. Minute ein-, in der 62. Minute wieder ausgewechselt. Verletzt. Am Sonntagmittag erreichte den DFB die in der Luft liegende Nichtverfügbarkeitsmeldung für das Final Four in der Nations League. Bisseck fällt mit offiziell „muskulären Problemen am Oberschenkel“ aus, Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte Thilo Kehrer (AS Monaco) nach. Der 28-Jährige reist am Montag an.
Der 24-Jährige hatte im Spiel Benjamin Pavard auf der rechten Seite der Dreierkette ersetzt und als erste Aktion ein Sprintduell auf der gegenüberliegenden Seite gewonnen. Ihm war zudem die Aufgabe zugewiesen worden, seinen 1,94 Meter großen Körper in den Pariser Strafraum zu befördern, um bei Flanken mit dem Kopf zur Stelle zu sein. Er sollte die Brechstange geben, doch plötzlich lag er geknickt auf dem Rasen, wurde erst dort behandelt, dann über die Seitenauslinie gebracht und behandelt. Er versuchte sich noch an einem Sprint auf der Stelle, doch es ging nicht weiter. Während er entlang der Südkurve den langen Weg zur Bank zurücklegte, erzielte PSG das 3:0. Die Augen schimmerten, als Yann Aurel Bisseck sich setzte. Titel futsch und ja auch die Chance auf einen zweiten Einsatz im DFB-Team, das derzeit Innenverteidiger-Not hat.
In Herzogenaurach hatte man ihm die Daumen gedrückt. Das fand man wichtiger, als dass sich auf PSG-Seite die Portugiesen Vitinha, Joao Neves, Nuno Mendes und der erst am Schluss eingewechselte Goncalo Ramos auspowern. Niclas Füllkrug kennt Vitinha „als Gegenspieler aus dem Halbfinale voriges Jahr mit Dortmund. Ich halte von ihm sehr, sehr viel.“ Und er glaubt, dass man nicht auf einen müden Gegner setzen solle. „Der Erfolg wird die Portugiesen motivieren.“
GÜNTER KLEIN