Die Zusage steht: Julian Nagelsmann setzt in der Nations League auf den genesenen Marc-Andre ter Stegen. © IMAGO/SVEN SIMON
Herzogenaurach – Ob unter Joachim Löw, Hansi Flick oder auch schon bei Julian Nagelsmann: Mit allen Bundestrainern, die Marc-Andre ter Stegen seit seinem Nationalmannschafts-Debüt 2012 erlebte, hatte er das Gespräch, in dem ihm erklärt wurde, dass nicht er die Nummer eins sein werde beim nächsten Turnier, sondern Manuel Neuer. Dabei hatte er ihn einmal (2017/18) ein ganzes Jahr sehr anständig vertreten. Aber ter Stegen hat nie hingeworfen, die Wut immer wieder heruntergedimmt – und nun darf er von der anderen Seite aus berichten. Diesmal war er ausgefallen, seit September, mit einem Riss der Patellasehne, einer sehr schweren Verletzung, und Oliver Baumann aus Hoffenheim erwies sich als höchst verlässliche Alternative. Doch Marc-Andre ter Stegen kann sich auf die Zusage von Nagelsmann verlassen. Er hatte ihn nach Neuers Rücktritt zur Nummer eins im deutschen Tor ausgerufen, und das gilt nun. „Die Rückendeckung des Bundestrainers ist spektakulär für mich, sie fühlt sich gut an“, sagt ter Stegen. Er glimmt vor Freude. Er steht nun auf der Seite, auf die er immer wollte.
Er wird bei beiden Spielen der Nations League – das erste ist das Halbfinale am Mittwoch (21 Uhr) in München gegen Portugal – aufgestellt, das ist sicher. Doch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2026, die das erste große Turnier für ihn wäre mit dann 34 Jahren, könnte sich eine kompliziertere Lage ergeben. Seit seinem Wechsel 2014 von Borussia Mönchengladbach zum FC Barcelona brachte ter Stegen in die Torwart-Diskussionen, die in Deutschland geführt wurden, seine Reputation als Rückhalt des großen Barca ein. Er kassierte stets wenig Gegentore, gewann 2015 in Berlin die Champions League (mit Trainer Luis Enrique, dem er am Samstagabend noch schrieb und zum Erfolg mit Paris gratulierte), wurde als „Messi mit Handschuhen“ gepriesen – doch nun könnte die Nummer-eins-in-Barcelona-Empfehlung verloren gehen. In Spaniens Medien heißt es, sein Club wolle ihn trotz Vertrags bis 2028 loswerden.
Ter Stegen versucht, das einzuordnen. Erstens, so meint er, „ist Barcelona einer der größten Vereine der Welt, da gibt es Konkurrenzsituationen. Und dass man sich zu verbessern versucht, ist klar“. Er habe das, und das ist Punkt zwei, schon öfter erlebt, „es waren immer hervorragende Torhüter da“. Jedoch habe ihn vereinsseitig noch niemand auf die nahe Zukunft angesprochen, auch sein dortiger Trainer Hansi Flick nicht, „denn es ist keine Situation entstanden, über die man reden müsste“ (was nicht so verbindend klingt wie sein „Spektakulär“-Satz über Nagelsmann). Sein Kenntnisstand sei, „dass wir für nächste Saison zwei Torhüter haben: Inaki und mich.“ Inaki Pena war sein erster Vertreter, aber am 26-jährigen Spanier gab es Zweifel. Aus dem Ruhestand holte Barcelona deshalb den Polen Wojciech Szczesny (35, zuvor Juventus Turin). Nun soll Joan Garcia (Espanyol Barcelona) ein Kandidat sein. Ter Stegen sagt: „Ich bin nächste Saison da – und ich freue mich darauf.“
GÜNTER KLEIN