Treffer ins Münchner Herz

von Redaktion

Désiré Doué wäre fast bei Bayern gelandet – und ist nun Pariser Final-Held

Mann des Abends: Doué traf doppelt und bereitete einen Treffer vor. Nicht schlecht für einen Teenager… © IMAGO

München – Désiré Doué hätte diese Kulisse im Laufe der Saison öfter haben können. 25 Heimspiele hat der FC Bayern in der nun abgelaufenen Saison 2024/25 in der Allianz Arena bestritten, alle waren ausverkauft. Aber weil es im vergangenen Sommer bekanntlich in allerletzter Sekunde anders kam – und Doué in Paris und nicht in München landete –, spielte der 19-Jährige nur zwei Mal in Fröttmaning auf. Im November, beim 0:1 gegen die Bayern in der Ligaphase der Champions League, saß er 90 Minuten auf der Bank. Am Samstagabend, beim 5:0 (2:0) im Endspiel gegen Inter Mailand, war er der sportliche Held. Der „Man of the Match“ strahlte von der Anzeigentafel – und die Bosse des FC Bayern klatschten auf der VIP-Tribüne artig Beifall.

„Ich habe keine Worte, wirklich. Das ist mein größter Traum“, sagte der Flügelflitzer, der das einseitige Finale fast im Alleingang entschieden hatte. Zwei Treffer und eine Vorlage gingen von den Zauberfüßen des Teenagers aus, der sich gemeinsam mit Senny Mayulu in die Geschichtsbücher schoss. Auch der Torschütze zum 5:0 ist zarte 19 Jahre jung, zuvor hatten in der Geschichte des europäischen Vereinswettbewerbs lediglich Patrick Kluivert 1995 und Carlos Alberto 2004 als unter 20-Jährige in einem Finale getroffen. Nicht nur die Bayern-Chefs, sondern die gesamte Fußballwelt war entzückt. Hat das neue Paris, das angeblich ohne Stars auskommt, einen neuen Star?

Sieben Jahre hat es in einem Finale keinen Doppeltorschützen mehr gegeben. Aber Doué wollte sich dennoch nicht allzu sehr in den Fokus rücken. Artig dankte er dem „unglaublichen Team“, dem „unglaublichen Präsidenten“, dem „unglaublichen Staff“, den „Teamkollegen“, einfach „allen“ – und sagte: „Wir haben Pariser Geschichte geschrieben.“ Eine Geschichte allerdings, die er keineswegs die gesamte Saison über so prägen konnte wie erhofft. Lediglich viermal durfte Doué in seinen ersten vier Monaten bei PSG ran, und es kamen freilich Zweifel auf, ob er im vergangenen Transfersommer die richtige Entscheidung getroffen hatte. Damals war ein Wechsel von Stade Rennes nach München schon so gut wie sicher, scheiterte aber. Die Vorgabe an Sportvorstand Max Eberl, Spielereinnahmen zu generieren, wurde zu langsam umgesetzt – und Doué schloss sich für 50 Millionen Euro PSG an.

Eine Story mit Happy End. Aber auch eine Story, die viel Arbeit erforderte. Denn die Worte, die Luis Enrique noch vor wenigen Monaten über ihn sagte, hat auch Doué noch im Ohr. „Was ich sehe, gefällt mir, aber ich will mehr“, sagte der Trainer, der aus all seinen Spielern im Laufe der Saison alles rausgekitzelt hat. So steht Doué – wörtlich übersetzt: „begabt“ – sinnbildlich für die Entwicklung, die der französische Triplesieger genommen hat. Jung, dynamisch, erfrischend gibt sich die aus Katar finanzierte Truppe. Der Sieg vor der Münchner Sommer-Kulisse ist der verdiente Lohn.
H. RAIF, V. TSCHIRPKE

Artikel 1 von 11