Der Ausraster von Max Verstappen in der Endphase des Großen Preis von Barcelona ist ein weiterer Beweis dafür, dass Red Bull längst nicht mehr zu den Topteams der Formel 1 gehört. Frustriert von seinem Auto, den Verbesserungen, die nicht fruchten, und dem fehlenden Rennglück rammte er George Russell völlig übertrieben in die Seite. Mit dem so erfolgsverwöhnten Team aus Milton Keynes gewann der niederländische Ausnahme-Pilot von 2021 bis 2024 vier Weltmeisterschaften. Doch seit etwa einem Jahr ist Red Bulls Dominanz passé. Dass Verstappen trotzdem noch die WM für sich entschied, lag an seinem großen Vorsprung und seinem unglaublichen Talent. Und das obwohl es im eigenen Team immer wieder mehr als rumorte.
Teamchef Christian Horner sorgte Anfang 2024 mit einem Sexting-Skandal für Schlagzeilen. Hinzu stiftete der interne Machtkampf zwischen Motorsportberater Helmut Marko und Horner für weitere Unruhe. Mittlerweise sind auch die entscheidenden Personen außerhalb des Autos weg: Adrian Newey, der Technik-Guru der Formel 1, schloss sich bereits 2006 dem österreichischen Rennstall an und galt als der Vater des Erfolgs. Seit diesem Jahr entwirft der 66-Jährige für Aston Martin das Auto für 2026 – wenn die Boliden einem überholten Reglement unterliegen. Damit könnte die Hackordnung der Königsklasse von Grund auf umgekrempelt werden. Darauf hofft auch Audi, das im kommenden Jahr Sauber übernimmt und sich wie Aston Martin einen Erfolgsgaranten aus dem Red-Bull-Lager geschnappt hat. Mit Jonathan Wheatley kam der langjährige Sportdirektor.
Verstappen ist Red Bulls letzter Trumpf
Wo die Reise für das Verstappen-Team, das seit den Abgängen kaum mehr für Fortschritte am Auto sorgte, hingeht? Der freie Fall ist ein realistisches Szenario. Wenn man die Leistungen von Verstappens Teamkollegen betrachtet, ist der Red Bull fast schon chancenlos. Von 144 Punkten aus den ersten neun Rennen holte der Niederländer 137 – ein Armutszeugnis für das Team. Sowohl Lawson als auch Tsunoda kämpfen teilweise nur um belanglose Platzierungen jenseits der Punkteränge. Sollte sich Verstappen am Saisonende wirklich von Red Bull verabschieden, würde Horner seinen letzten und wichtigsten Trumpf verlieren und mit seinem Team im besten Fall im unrühmlichen Mittelfeld versinken.