Harsche Kritik nach Rambo-Attacke

von Redaktion

Frustrierter Verstappen rudert zurück – Weltmeister droht Rennsperre

Ohne Rücksicht auf Verluste: Verstappen in Autoscooter-Manier gegen George Russell. © F1

Barcelona – Weltmeister Max Verstappen hat nach seinem Rammstoß gegen Mercedes-Pilot George Russell mit einem Tag Abstand dann doch den Rückwärtsgang eingelegt und selbstkritisch eingeordnet: „Unsere Reifenwahl zum Rennende und einige Aktionen nach dem Safety Car haben meine Frustration verstärkt, das hat zu einem Manöver geführt, welches nicht richtig war und nicht hätte passieren sollen“, schrieb der Red-Bull-Pilot am Montag bei Instagram: „Ich gebe da draußen immer alles für das Team, und die Emotionen können hochkochen.“

Verstappen hatte beim Großen Preis von Spanien lange Zeit Chancen auf das Podium oder sogar den Sieg gehabt, war dann aber der Verlierer einer späten Safety-Car-Phase. Nach Zweikämpfen mit Charles Leclerc (Ferrari/3.) und Russell (4.) wies ihn sein eigenes Team an, seine Position an Russell zurückzugeben, um eine Strafe zu vermeiden. Verstappen tat dies – steuerte seinen Boliden dann aber direkt seitlich in den Mercedes. Die folgende Zehn-Sekunden-Strafe warf Verstappen auf Rang zehn zurück, zudem kassierte er drei Strafpunkte, liegt nun insgesamt bei elf – und ist damit nur noch einen Punkt von einer Rennsperre entfernt.

Die Kritik an Verstappen war laut, der Niederländer selbst hatte am Sonntagabend noch keinen Anlass für Reue oder eine Aussprache mit Russell gesehen. „Ich bringe ihm das nächste Mal ein paar Taschentücher mit“, höhnte der 27 Jährige angesprochen auf Russells Kritik an der Aktion.

Der Mercedes-Pilot, dem Verstappen für praktisch alle Beobachter und auch die Formel-1-Rennkommissare unverständlicherweise ins Auto gefahren war, hatte zuvor auch etwas dramatisch zugespitzt betont: „Wir setzen unser Leben aufs Spiel. Zum Glück sind die Autos heutzutage so sicher. Aber das sollte man nicht als selbstverständlich hinnehmen.“ Dass die beiden eine Vorgeschichte aus dem vergangenen Jahr haben, ist diesmal irrelevant.

Das Unverständnis über seine Aktion bekam Verstappen nach dem Großen Preis von Spanien am Sonntag von allen Seiten zu hören: „Das hat er als viermaliger Weltmeister nicht nötig“, sagte Sky-Experte und Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher: „Dass der Frust mitfährt, ist klar, aber das sollte nicht sein.“ Ex-Champion Nico Rosberg bezeichnete die Aktion als „extrem inakzeptabel“. Verstappen hätte sofort aus dem Rennen genommen werden müssen. Der Zweitplatzierte im Hitzrennen, Lando Norris, spottete vor der Siegerehrung: „Das hab‘ ich auch schon gemacht – bei Mario Kart…“

Der 25 Jahre alte Brite hat schon zur Genüge die wilde Seite des seines Kumpels zu spüren bekommen. Und auch das ist ein Muster, wenn es mal mit Verstappen durchgeht und der Knallhart-Kurs zur Konfrontation auf allen Ebenen führt. Er gab zumindest an der Strecke nicht nach. „Spielt das eine Rolle?“, entgegnete er auf die Frage, ob die Aktion gegen Russell Absicht gewesen sein. Als die Reporterin dies bejahte, konterte Verstappen: „Yeah. Das ist großartig.“

Statt durch eine wagemutige Reifenstrategie in einem langsameren Wagen das dominante McLaren-Duo zu schlagen und näher an WM-Spitzenreiter Oscar Piastri heranzurücken, droht nun sogar eine Rennsperre. Kassiert Verstappen in Kanada (15. Juni) oder in Österreich (29. Juni) auch nur einen weiteren Strafpunkt, wird er für einen Grand Prix gesperrt. Erst nach dem Rennen auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg verfallen zwei Zähler – sie sind jeweils zwölf Monate gültig.

Aber auch so ist der Schaden immens. Der WM-Kampf droht zum reinen McLaren-Duell zu werden – und das mit Vorteil Piastri. In Spanien zeigte der Australier beim fünften Saisonsieg im neunten Rennen erneut, dass er die Konkurrenz stets im Griff hat. Zehn Punkte Vorsprung auf Norris sind im Klassement zwar nicht viel, 49 auf Verstappen schon eher.
DPA

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