„Dann sollte Palhinha wechseln…“

von Redaktion

Portugal-Legende Futre über den FCB-Star, Lieblingsspieler Sané und Ronaldo

Portugals Palinha (vorne) kam als große Hoffnung nach München – und enttäuschte bisher auf ganzer Linie. © IMAGO/Blanco

Paulo Futre spielte 44-mal für Portugal. © Imago/Gonzalez

Paulo Futre ist eine Legende in Portugal. Der frühere Weltklasse-Angreifer gewann 1987 mit dem FC Porto den Europapokal der Landesmeister, für die Nationalmannschaft lief er 44-mal auf. Noch immer beobachtet Futre die portugiesische Auswahl, aber auch die DFB-Stars hat er im Blick, wie im Interview mit der tz vor dem Nations-League-Halbfinale am Mittwoch (21 Uhr) deutlich wird.

2019 holte Portugal als erste Mannschaft die Nations League. Wie viel ist dieser Titel eigentlich wert?

Die Nations League zu gewinnen, hat uns stolz gemacht. Aber wir sind nicht so ausgeflippt, wie es beim Europameister-Titel 2016 war. Aber die Nations League ist ein prestigeträchtiger Bewerb. Wir werden alles versuchen, um sie zum zweiten Mal zu gewinnen.

Am Mittwoch trifft Portugal auf Deutschland. Wie schätzen Sie die Mannschaft von Julian Nagelsmann ein?

Deutschland ist immer noch Deutschland. Sie haben immer eine sehr starke Mannschaft – egal, wer der Trainer ist. Julian ist ein junger Coach, er hat schon großartige Arbeit geleistet. Ich denke, dass alle deutschen Nationalspieler Julian respektieren. Er ist ein Top-Trainer, obwohl er erst 37 Jahre alt ist. Für mich ist er ein Star.

Kennen Sie eigentlich Nick Woltemade?

Die wenigen Spiele, die ich von ihm bei Stuttgart gesehen habe, hat er auf mich den Eindruck gemacht, dass er ein fantastischer Spieler ist. Seit Dezember hat er sich verbessert, bis dahin war er kein unumstrittener Stammspieler. Er erinnert mich an Patrik Schick, speziell als der noch in Italien bei Sampdoria gespielt hat. Er hat als Neuner, hinter der Spitze oder auf Außen gespielt. Wir sprechen über einen Top-Spieler. Er ist erst 23 Jahre alt. Er hat alles, um in Zukunft ein Superstar zu sein.

Welcher DFB-Star gefällt Ihnen am Besten?

Leroy Sané. Er ist ein Linksfuß wie ich früher. Das gefällt mir. Er ist einer, der ein Spiel in jedem Moment entscheiden kann. Eine Frage, die ich mir immer stelle, ist: Warum hat Guardiola ihn bei Manchester City gehen lassen? Er ist ein unglaublicher Spieler. Ohne Zweifel: Sané ist mein Lieblingsspieler bei der deutschen Nationalmannschaft.

Wie stark ist Portugal?

Wenn wir Spieler für Spieler durchgehen, dann ist die portugiesische Nationalmannschaft eine der besten der Welt. Wir haben Top-Stars in den besten Clubs der Welt, wir haben tolle aufstrebende Talente. Unsere Nationalmannschaft kann jeden besiegen. Klar, in einem starken Wettbewerb braucht man auch ein wenig Glück. Aber ich habe vor keinem anderen Team Angst, auch nicht vor Julians Deutschland.

Ist Cristiano Ronaldo mit 40 Jahren inzwischen mehr Last als Hilfe für Portugal?

Cristiano ist immer Cristiano. Inzwischen hat er die Flügel verlassen, er ist nur noch Stürmer, eine reine und einfache Neun. Und er macht immer noch einen Unterschied. Deshalb wird er nie eine Last sein und immer wichtig für seine Mitspieler und für die Nationalmannschaft sein. Und wenn er auf dem Platz steht, werden er und alle Portugiesen immer die Hoffnung haben, dass er ein Tor schießen und das Spiel gewinnen kann. Cristiano ist einzigartig, bis zu dem Tag, an dem er aufhört zu spielen oder sich zurückzieht.

Joao Palhinha kommt nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer von Fulham zum FC Bayern kaum zum Zug. Hat er sich verwechselt?

Die Bayern ihn verpflichtet, weil er der beste Sechser, der beste defensive Mittelfeldspieler der Welt, war. Und das dachte ich auch. Wie wir wissen, war er aufgrund von Verletzungen und persönlichen Problemen nicht in der Lage, mit seinen Teamkollegen, die auf derselben Position spielen, auf Augenhöhe zu spielen. Der Rat, den ich ihm geben würde: Nächstes Jahr findet eine Weltmeisterschaft statt und er ist ein sehr wichtiger Spieler in der portugiesischen Nationalmannschaft. Wenn er sieht, dass er nicht für Bayern spielen kann, dann muss er zu einer anderen großen Mannschaft gehen. Denn um wieder zu den Besten der Welt zu gehören und um in der portugiesischen Nationalmannschaft Stammspieler zu sein, muss er das ganze Jahr im Verein spielen.


INTERVIEW: PHILIPP KESSLER

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